Auch wenn man einmal alle übernatürlichen Erklärungsversuche, die sich schon im Namen des Phänomens selbst finden, beiseite lässt, bleiben immer noch zahlreiche Theorien über die Entstehung der sogenannten Feenkreise übrig. Die ungewöhnlich regelmäßigen, kreisförmigen kahlen Flecken im Grasland, die sich in einigen Regionen Afrikas und Australiens finden, stellen Wissenschafter schon lange vor Rätsel.

Feenkreise in Australien aus der Luft betrachtet.
Foto: Stephan Getzin

Die Hypothesen für die Entstehung der auffälligen Muster reichen von der Wirkung giftiger Wolfsmilchgewächse über aufsteigende Gase bis hin zu Ameisen, Termiten oder pflanzlicher Konkurrenz um spärliche Wasservorkommen in den ariden Regionen. Ein internationales Forscherteam hat nun einen neuen Anlauf zur Lösung des kreisrunden Mysteriums genommen und umfangreiche Untersuchungen in Australien durchgeführt.

Freispruch für Termiten

Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Feenkreise in Australien durch Prozesse wie die Verwitterung der Böden durch Starkregen, extreme Hitze und Verdunstung entstanden sind. Die umfangreichen Daten sprechen gegen einen Zusammenhang zu unterirdischen Termitenbauten, wie die Forscher im Fachblatt "Ecosphere" berichten.

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Die gleichförmigen Strukturen beschäftigen Forscher seit langem.
Foto: AP/Jen Guyton

Feenkreise sind bisher nur aus dem südwestlichen Afrika um die Namib-Wüste und aus Westaustralien nahe Newman bekannt. Während über die Entstehungsursache der Feenkreise Namibias bereits seit Anfang der 1970er-Jahre gerätselt wird, wurden die australischen Feenkreise erst 2014 entdeckt. Trotz einer Entfernung von rund 10.000 Kilometern weisen die Kreise auf beiden Kontinenten ein identisches räumliches Muster auf.

Durchlöcherte Kreise

Das Forscherteam, dem auch Wissenschafter der Universität Göttingen angehörten, grub für die aktuelle Studie östlich von Newman auf einer Länge von zwölf Kilometern insgesamt 154 Löcher in 48 Feenkreise, um den möglichen Einfluss von Termiten systematisch zu bewerten. Mithilfe von Drohnen kartierten sie Flächen von 500 mal 500 Metern, um typische Vegetationslücken – wie sie Erntetermiten in weiten Teilen Australiens verursachen – mit den Feenkreislücken zu vergleichen. Darüber hinaus untersuchten sie die Bodenverhältnisse im Gebiet der Feenkreise und in angrenzenden Flächen, wo über weite Strecken gar kein Gras wächst.

Das internationale Forscherteam untersuchte Feenkreise in Australien systematisch.
Foto: Stephan Getzin

Interaktion statt Destruktion

"Die von Erntetermiten verursachten Vegetationslücken sind nur etwa halb so groß wie die Feenkreise und deutlich weniger geordnet", sagt Stephan Getzin von der Universität Göttingen, Erstautor der Studie. "Auch harte unterirdische Termitennester, die anderswo in Australien das Graswachstum verhindern, haben wir in den meisten Fällen keine gefunden." Die hohen Bodenverdichtungen und Lehmanteile in den untersuchten Feenkreis- und vegetationslosen Nachbarflächen sind nach Ansicht der Wissenschafter hingegen Indizien dafür, dass die Feenkreise durch abiotische Prozesse wie mechanische Verwitterung der Böden durch Starkregen, extreme Hitze und Verdunstung gebildet wurden.

"Insgesamt zeigt unsere Studie, dass Termitenbaue zwar im Gebiet der Feenkreise auftreten können, die reine lokale Korrelation zwischen Termiten und Feenkreisen jedoch keinen kausalen Zusammenhang hat", so Getzin. Für die Bildung der markanten Muster seien demnach keine destruktiven Mechanismen notwendig, sondern hydrologische Boden-Pflanzen-Interaktionen. (red, 23.2.2019)