Sein Umgang mit einer fünfjährigen Talenteshow-Kandidaten bringt Dieter Bohlen einige Kritik ein.

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Der deutsche "Pop-Titan" ist mal wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten. Sein Umgang mit einer fünfjährigen Kandidatin in der RTL-Castingshow "Das Supertalent" bringt ihm nun – drei Monate später – Rassismusvorwürfe ein.

Stein des Anstoßes war ein Dialog vor dem Auftritt des Mädchens Melissa. Auf die Frage, wo sie herkomme, antwortete das Kind mit ihrem Wohnort, Herne. "Und Mama und Papa, wo kommen die her? Philippinen oder…?", setzte er fort. Auch sie seien aus Herne, erwiderte die junge Tänzerin. Bohlen wollte es schließlich genauer wissen: "Wo kommt ihr her (…) aus welchem Land, gebürtig?". Eine Frage, die ihm Melissa nicht beantworten konnte. Nachdem er ansetzte, seine Frage mit Bezug auf ihre Großeltern zu wiederholen, wandte er sich schließlich an die Mutter, die aufklärte, dass die Familie thailändischen Migrationshintergrund habe.

Das Supertalent

Den Umgang von Bohlen mit dem Kind findet Journalist Malcolm Ohanwe gar nicht geglückt, zumal das Mädchen mehrfach ihre Herkunft mit ihrem Heimatort angegeben habe. Hier klinkte sich die Berliner Stadträtin Sawsan Chebli ein und sieht ein "riesiges Problem". Wenngleich Bohlen es wohl "gut gemeint" habe, habe er Melissa aufgrund ihres Aussehens das "Deutschsein" abgesprochen, was der Entwicklung einer "deutschen Identität" zuwiderlaufe und "fatale Auswirkungen" habe. Ohnehin hätten schon "zu viele junge Migranten (…) es aufgegeben, sich als Deutsche zu sehen."

Einige Nutzer erheben Vorwürfe des Alltagsrassismus gegen Bohlen, andere sehen nur eine harmlose Frage nach der Herkunft. Andere verweisen darauf, dass er diese Fragen eben nur aufgrund ihres Aussehens und noch dazu an eine Fünfjährige gestellt habe, die hier nicht so sehr differenzieren könne. Ein Nutzer wiederum erkennt zwar keinen Rassismus, fordert aber, dass man dem Mädchen schlicht hätte vermitteln können, dazu zu gehören.

Backlash gegen Chebli

Für ihre Wortmeldung in der Diskussion sieht sich Chebli im Netz nun selbst einigen, teils rassistischen und sexistischen Reaktionen ausgesetzt. "Für mich gehören Sie mit ihren islamischen Ansichten und Verharmlosungen dieser "Pseudoreligion" auch nicht zu Deutschland", schreibt etwa ein Nutzer. Chebli kam 1978 im damaligen West-Berlin als Kind einer staatenlosen Familie zur Welt, die Asyl in Westdeutschland erhalten hatte. 1993 wurde ihr die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen.

Ein anderer User empfiehlt Chebli wegen "Rassismus- und Naziphobie" die Inanspruchnahme einer Psychotherapie. Ein weiterer bezeichnet sie als "Musterbeispiel misslungener Integration".

Screenshot: Yahoo News
Screenshot: Yahoo News
Screenshot: Yahoo News

Noch deutlicher fallen die Reaktionen in den Kommentaren von Yahoo News aus, wo die Diskussion in einem Artikel aufgegriffen wurden. Hier fordert ein User etwa ein "Aufwachen" der Wähler aufgrund der "Kanacken im Stadtrat". In der Politik seien nur noch "bekloppte Möchtegern-Weiber", so ein anderer Kommentar. Man solle Chebli "ihr dreckiges Maul stopfen" und "wenn es der Allah Frau nicht gefällt, soll sie sofort in ihr Kehlen Messer Land verschwinden" [sic!] heißt es weiter.

Immer wieder Zielscheibe

Rauer Wind aus dem Internet ist für Chebli allerdings nicht neu, zumal sie regelmäßig zu Themen wie Migration und Rassismus Position bezieht. Aber auch in anderem Kontext geriet sie bereits ein einen sogenannten "Shitstorm".

So hagelte es im vergangenen Oktober Hasskommentare, nachdem auf Facebook ein vier Jahre altes Foto von Chebli in Umlauf kam, auf dem sie eine Rolex trug.

Auf Kritik, wonach sie mit einer teuren Luxusuhr keine sozialdemokratische Politik repräsentieren könnte, reagierte sie mit einem Verweis auf ihre Vergangenheit. Sie habe mit zwölf Geschwistern in zwei Zimmern gewohnt und am Wochenende Holz gehackt, weil Kohle zu teuer gewesen wäre. Daher brauche sie von niemanden eine Erklärung, was Armut sei. (red, 220.02.2019)