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In Kaschmir mehren sich seit einem Terroranschlag vergangene Woche die Ausschreitungen. Zwischen Islamabad und Neu-Delhi wächst die militärische Spannung.

Foto: AP / Channi Anand

Islamabad/Neu-Delhi – Die schon bisher kritische Lage zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan spitzt sich weiter zu. Am Freitag drohte die pakistanische Armee in einem Statement, man werde jeglichen indischen Angriff mit "dem vollen Spektrum" der militärischen Möglichkeiten beantworten. "Wir haben nicht die Absicht, einen Krieg zu beginnen, aber wir werden auf jegliche Bedrohung mit voller Macht reagieren, auch auf Überraschungen", sagte eine Militärsprecher in der Armeestadt Rawalpindi. "Legen Sie sich nicht mit Pakistan an!", fügte er laut der Agentur Reuters hinzu.

Es handelt sich bei dem Statement um eine Antwort auf wiederholte Drohungen aus Neu-Delhi. Vor einigen Tagen hatte Premier Narendra Modi, der sich bereits im Vorwahlkampf für den Urnengang Ende April befindet, mit einer "kieferbrechenden Antwort" auf Terror aus Pakistan gedroht.

Auslöser der aktuellen Krise in der ohnehin sehr instabilen Region ist ein Terrorangriff am Donnerstag vergangener Woche, bei dem in Pulwama mindestens 40 Mitglieder einer paramilitärischen indischen Einheit getötet wurden. Pulwama liegt in jenem Teil der zwischen Indien, Pakistan (und in Teilen China) umstrittenen Region Kaschmir, den Indien verwaltet.

Terrorunterstützer Pakistan

Bekannt hat sich zu dem Anschlag die islamistische Gruppe Jaish-e-Mohammed, die gegen die indische Verwaltung der Region auftritt. Allerdings wirft Neu-Delhi Islamabad seit Jahrzehnten vor, islamistische Gruppen in der Region gezielt zu unterstützen. Der Vorwurf gilt auch in der Tat als historisch erwiesen, Jaish-e-Mohammed hat zudem ihren Sitz in Pakistan – auch wenn unklar ist, ob der konkrete Anschlag von vergangener Woche mit dem Staat Pakistan in Verbindung steht.

In einem ersten Schritt hatte Indien vergangene Woche Zölle in Höhe von 200 Prozent auf pakistanische Produkte erhoben, was allerdings angesichts des mageren Ausfuhrvolumens keine allzu ernsten Folgen für Pakistan hat. Unter Experten mehrt sich die Sorge, die Situation zwischen den beiden inoffiziellen Atommächten könnte den beteiligten Politikern auch angesichts des kommenden Wahlkampfes entgleiten.

Angriffe auf Muslime

Konkrete Folgen hat die Krise bisher vor allem für die Menschen in Kaschmir. Dort und auch im restlichen Land Indien hatte es immer wieder Berichte über Angriffe wütender Mobs auf Muslime sowie Aufrufe zu einem Boykott von Produkten aus der Region gegeben. Die Bevölkerung Kaschmirs ist überwiegend muslimisch, insgesamt sind aber rund 80 Prozent der Inder Hindus.

Dort hat sich mittlerweile auch der Oberste Gerichtshof eingeschaltet. Die Richter wiesen am Freitag in der Hauptstadt Neu-Delhi die Behörden an, für die Sicherheit der Menschen aus der Unruheregion zu sorgen. (Manuel Escher, 22.2.2019)