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Ketchup muss heute nicht mehr so häufig auf den Tisch.

Foto: AP/Gene J. Puskar

Pittsburgh – Der US-Lebensmittelkonzern Kraft Heinz schreibt gut 15 Mrd. Dollar (rund 13 Mrd. Euro) ab und hat eine Untersuchung der US-Börsenaufsicht SEC am Hals. Die Behörde nehme bereits seit Oktober die Rechnungslegung und die internen Kontrollen des Konzerns unter die Lupe, teilte das Unternehmen erst am Donnerstagabend bei der Bilanzvorlage mit.

Wegen der Milliardenabschreibung und steigender Rohstoffkosten machte der Hersteller von Heinz-Ketchup und Philadelphia-Käse 2018 einen Nettoverlust von 10,3 Mrd. Dollar. Die Aussichten bleiben schwach, die Quartalsdividende wird um gut ein Drittel gekürzt.

Die Serie an Hiobsbotschaften ließ die Aktie im nachbörslichen US-Handel um 20 Prozent auf ein Rekordtief abstürzen. Sollte das Papier auch im regulären Handel so stark fallen, würde der Börsenwert des Unternehmens um knapp 12 Mrd. Dollar schrumpfen. Die Aktie befindet sich ohnehin seit einiger Zeit im Sinkflug. Seit Anfang 2017, als das Papier fast 100 Dollar gekostet hatte, ging es beständig nach unten.

Mehr Frische

Den großen Nahrungsmittelkonzernen der Welt machen die sich rasch ändernden Konsumgewohnheiten zu schaffen. Weltweit setzen die Menschen zunehmend auf frische und regionale Lebensmittel und machen einen Bogen um Fertigprodukte. Deshalb schrieb Kraft Heinz den Wert seiner Marken im vierten Quartal um 15,4 Mrd. Dollar ab. Der fünftgrößte Nahrungsmittelkonzern der Welt sei mit seinen schwachen Marken in einer schlechteren Lage als viele Konkurrenten, sagte Analyst Neil Saunders von Global Data Retail.

Besserung ist zunächst nicht in Sicht. "Wir erwarten 2019 Rückschritte", gestand Finanzchef David Knopf ein. Im laufenden Jahr rechnet er mit einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 6,3 bis 6,5 Mrd. Dollar – um gut eine Milliarde Dollar weniger als bisher von Analysten erwartet. 2018 ging das Ebitda wegen steigender Kosten um acht Prozent auf 7,1 Mrd. Dollar zurück.

Kraft Heinz entstand 2015 aus dem Zusammenschluss von Kraft Foods und der H. J. Heinz Company. Orchestriert wurde die Fusion von US-Starinvestor Warren Buffett, dem der Ketchup-Spezialist Heinz zuvor zusammen mit dem brasilianischen Finanzinvestor 3G gehört hatte. Buffetts Beteiligungsgesellschaft ist mit rund 27 Prozent der größte Kraft-Aktionär – 22 Prozent der Anteile liegen bei 3G. Die beiden Investoren haben damit die Kontrolle über das Unternehmen.

Schlag ins Wasser

Kraft Heinz ist eigenen Angaben zufolge der fünftgrößte Lebensmittelhersteller der Welt. Vor rund zwei Jahren wollte Kraft Heinz dann zum großen Schlag ausholen und Unilever für zum damaligen Zeitpunkt umgerechnet rund 143 Mrd. Dollar schlucken, scheiterte aber am Widerstand des britisch-niederländischen Konsumgüterherstellers. Zu Kraft Heinz gehören rund 200 Marken – zu denen neben den beiden Namensgebenden zum Beispiel Capri-Sun, Philadelphia oder Planters zählen.

Der Konzern musste nun vor allem den Wert der Marken Kraft und Oscar Meyer, einem Fleisch- und Wursthersteller, berichtigen. Abschreibungen auf Marken werden dann fällig, wenn der in der Bilanz aufgeführte Wert zum Beispiel wegen eines veränderten Konsumverhaltens nicht mehr so hoch geschätzt wird und deshalb korrigiert werden muss. Diese sogenannten Abschreibungen auf immaterielle Wertgegenstände beliefen sich bei Kraft Heinz im vergangenen Jahr auf knapp 8,7 Mrd. Dollar.

Wertberichtigungen

Weitere fast 7,3 Mrd. Dollar kamen durch Wertberichtigungen auf den geschätzten Wert von Unternehmenssparten dazu. Hier waren vor allem das Tiefgefrier- und Kühlgeschäft in den Vereinigten Staaten sowie das Geschäft in Kanada betroffen. Abschreibungen sind erst einmal Buchungen in der Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung, führen aber nicht zu Zahlungen. Da der Verlust aber in der Bilanz gegen das Eigenkapital gerechnet wird, verschlechtern sie die finanzielle Lage eines Konzerns. Um Kapital im Haus zu halten, kürzt Kraft Heinz deshalb die vierteljährliche Dividende von zuletzt 62,5 Cent auf 40 Cent.

Damit will der Konzern finanziell flexibel bleiben, um zum Beispiel mögliche Verluste beim geplanten Verkauf von weiteren Randsparten auffangen zu können. Kraft Heinz rechnet im laufenden Geschäftsjahr wegen der höheren Ausgaben für Marketing sowie Investitionen in Innovationen und E-Commerce mit einem weiteren Rückgang des operativen Gewinns. Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kalkuliert der Konzern derzeit mit zwischen 6,3 und 6,5 Mrd. Dollar. 2018 sank der Wert um 9 Prozent auf knapp 7,1 Mrd. Dollar. (APA, 22.2.2019)