Das Urteil sorgt für ebenso viel Aufsehen wie das Unglück. 2014 trampelten Almkühe in Tirol eine Urlauberin zu Tode. 2019 wurde der Landwirt und Besitzer der Tiere nun in erster Instanz schuldiggesprochen. Er soll mehrere 100.000 Euro an die Hinterbliebenen zahlen.

Die Empörung unter den Tiroler Bauern ist groß. Sie sehen die traditionelle Almwirtschaft in Gefahr. Denn das Gericht sagt, dass eine Einzäunung an der Unglücksstelle zumutbar war, ein Warnschild sei zu wenig gewesen. Es gehe um Verantwortung, noch dazu, wo der öffentliche Weg an ebendieser Stelle besonders stark frequentiert werde.

Nicht nur die Landwirte, auch die Touristiker, die wahre Macht in Tirol, sind alarmiert. Durch die Bauern selbst. Die Landwirtschaftskammer will sich diese Verantwortung nämlich nicht allein aufbürden lassen und ruft ihre Mitglieder auf, genau zu prüfen, ob sie Wandern auf ihren Almen künftig weiter erlauben wollen.

Das hat gesessen, wie die Reaktion von Landeshauptmann und Tourismusreferent Günther Platter (ÖVP) zeigte. Er kritisierte das Urteil scharf als "nicht nachvollziehbar" und stellte sich "auf die Seite der Tiroler Bauern".

Die ökonomische Schnittmenge zwischen Bauern und Touristikern ist freilich groß. Mit traditioneller Almwirtschaft hat dieser Touristenauftrieb allerdings nichts zu tun. Daher ist die Mitverantwortung in diesem Fall auch kein Angriff auf Landwirte, sondern nur logische Konsequenz. (Steffen Arora, 22.2.2019)