Sensation: Erstmals erklären sich die italienischen Bischöfe bereit, bei Missbrauchsverdacht eine Anzeigepflicht gegen Priester einzuführen. Kann ja nur noch ein, zwei Jahrhunderte dauern, bis sich das dann auch in der Realität durchsetzt.

Der Antimissbrauchsgipfel, den Papst Franziskus offenbar angesetzt hat, weil er die Wahrheit über das Ausmaß der Verbrechen und deren Vertuschung erkannt hat, soll nicht gering geschätzt werden. "Ecclesia perversa tenet faciem diaboli" ("die Kehrseite der Kirche ist das Antlitz des Teufels"). Man kann nicht mehr erwarten als einen Anstoß und ein paar verbindliche Maßnahmen, von denen das Ende der Vertuschungskultur in der Kirche die wichtigste wäre.

Aber das ist das Mindeste, was dabei herauskommen muss, oder die katholische Kirche hat als Institution, die an sich selbst und an die Gläubigen die höchsten moralischen Anforderungen stellt, abgedankt. Es heißt zwar, "ecclesia non moritur" ("die Kirche stirbt nicht"), aber dessen kann man sich heute nicht so sicher sein.

Die Reformbewegung geht vom europäischen und US-amerikanischen Klerus aus, aber das wird in vielen Ländern der Dritten Welt ganz anders gesehen.

Und selbstverständlich gibt es auch in der westlichen Hierarchie jede Menge störrischer, meist ultrakonservativer Verleugner. Aber: "Veritas liberabit vos" ("die Wahrheit wird euch frei machen"). Man muss nur ihre Erkenntnis zulassen. (Hans Rauscher, 22.2.2019)