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Hartes Pflaster: Österreichs Schuhmarkt verlor im Vorjahr erheblich an Umsatz.

Foto: Dpa/Patrick Seeger

Schmaler Absatz, hohe Rabatte, bescheidene Erträge: Der Schuhhandel durchlief 2018 quer durch die Branche eines der härtesten Jahre seit langem. Seine Umsätze sanken in Österreich real um fast drei Prozent, wie die KMU Forschung erhob. Seit Jänner geht es wieder leicht bergauf – doch ob der verlorene Boden wettgemacht werden kann, entscheiden für den Handel bedeutendere Monate.

Unter genauer Beobachtung der Mitbewerber steht das Gedeih des einstigen Marktführers Humanic, der neben Shoe4You unter der Leder & Schuh AG firmiert. Ab Juli wird Wolfgang Neussner den Vorstand verstärken. Derzeit ist er im Aufsichtsrat der Grazer Gruppe und auch Geschäftsführer der Palmers Holding GmbH. Bei Leder & Schuh wird er sich die Chefetage mit Thomas Weber teilen, der viele Jahre lang den Schritt bei der Palmers Textil AG vorgab.

Londoner Financier

Der bisherige Leder-&-Schuh-Vorstand Werner Weber zieht sich mit Sommer wie berichtet zurück. Er berät seit 2005 Firmen bei ihrer Neuausrichtung. Als Referenzen führt die von ihm gegründete Sapientia GmbH Handelsketten wie Niedermeyer und Forstinger an.

Der Familienkonzern sieht sich erfolgreich restrukturiert und saniert. An Herausforderungen fehlt es Leder & Schuh jedoch nicht. Die Aktien des Familienkonzerns sind an den Londoner Investor Alchemy verpfändet. Der Restrukturierungsfonds finanziert das Traditionsunternehmen. Zugunsten des Bankenkonsortiums verpfändet sind alle Forderungen der Einkaufsgesellschaft, alle Konten und Versicherungsverträge. Auch das zentrale Warenlager in Pohorelice in Tschechien ist davon betroffen. Das geht aus der veröffentlichten Konzernbilanz 2017 der MRHG Holding AG hervor. Diese hält 100 Prozent der Anteile an der Leder-&-Schuh-Gruppe.

"Marktübliche Sicherheiten"

Darauf angesprochen, verweist das Familienunternehmen auf eine "erfolgreiche Refinanzierung". "In deren Rahmen wurden marktübliche Sicherheiten und Finanzkennzahlen vereinbart."

Der Aufsichtsrat erhielt für das Geschäftsjahr 2017 keine Vergütung. Das Ebit der MRHG lag mit 14,5 Millionen um 4,6 Millionen über dem Vorjahr. Der Jahresüberschuss sank hingegen von 9,3 auf 6,4 Millionen Euro. Der operative Cashflow reduzierte sich von 52 auf 5,6 Millionen. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich von 11,6 auf mehr als 17 Prozent. Leder & Schuh spaltete seine Warenvorräte 2017 auf eine Tochter ab.

Humanic und Shoe4You legten um 3,6 Prozent zu. In Summe ging der Umsatz in der MRHG Holding im Zuge von Standortschließungen netto von 355 auf knapp 311 Millionen Euro zurück. Die Verbindlichkeiten nahmen von 62 auf 68 Millionen Euro zu.

Konzentration

Leder & Schuh hat in den vergangenen Jahren an Gewicht verloren. In Deutschland wurden die Diskontlinien Shoe4You und Jello verkauft. Nach der glücklosen Übernahme von Stiefelkönig wurden fast alle Filialen des früheren Rivalen geschlossen. Dessen einstiges Stammhaus in Graz, das zwei Weltkriege überlebte, ist seit 2018 Geschichte.

Die Aufgabe der Filiale im Wiener Donauzentrum soll sich Branchenkennern zufolge an den Mietvereinbarungen spießen. Konkurrenten meinen, sich einen großen Teil der früheren Stiefelkönig-Umsätze gesichert zu haben. Unterm Strich hat die Leder & Schuh 2017 sieben Standorte eröffnet und 14 geschlossen. Bei 15 änderte sich die Vertriebslinie.

Laufende Optimierungen

Aktuell umfasse das Filialnetz nach der Konzentration auf Humanic in insgesamt neun Märkten und Shoe4You in Österreich rund 200 Shops und werde kontinuierlich ausgebaut, lässt das Management wissen. Es gebe hier laufend Optimierungen und Umbauten. Zudem investiere man in eine Verzahnung des stationären Geschäfts mit den Onlineaktivitäten.

Im März 2018 kündigte der Konzern die Eröffnung von 50 neuen Filialen in Österreich und Südosteuropa an. Die Geschäftsführung verweist nun auf neue Standorte etwa in Bukarest, Kosice, Temesvár und der Wiener Prager Straße. Auch für das laufende Geschäftsjahr seien Eröffnungen geplant. (Verena Kainrath, 23.2.2019)