In Innsbruck ist es schön.

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Freude über Silber.

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Und auch Freude über Gold.

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Werner Schuster ist der Vater des deutschen Springerwunders.

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Seefeld – Österreichs Skispringer wendeten die durchaus mögliche Blamage einer medaillenlosen Heimweltmeisterschaft schon bei zweiter Gelegenheit ab. Das Quartett aus Philipp Aschenwald, Michael Hayböck, Daniel Huber und Stefan Kraft löste das schon am Samstag im Großschanzeneinzel auf dem Bergisel gegebene Versprechen tags darauf ein und holten fast 60 Punkte hinter den überragenden Deutschen, aber um mehr als zehn Punkte vor Japan Silber.

FIS Ski Jumping

Die Deutschen setzten sich bereits mit dem ersten Springer, also mit Großschanzen-Vizeweltmeister Karl Geiger, der mit 129 und 130 Metern der beste Springer des Bewerbes werden sollte, an die Spitze und gaben sie nicht mehr ab. Richard Freitag, Stephan Leyhe und Großschanzen-Weltmeister Markus Eisenbichler konnten locker vollenden. Die Österreicher, im Einzel neben Japan die Einzigen, die alle Springer in die Entscheidung gebracht hatten, punkteten mit Ausgeglichenheit, während sich die polnischen Titelverteidiger um Kamil Stoch sowie die norwegischen Olympiasieger einfach zu viele Ausreißer quasi nach oben leisteten.

Bestechend

Huber stach mit zweimal 126,5 Metern Österreichs Schlussspringer Kraft (125 und 123,5 Meter) weitenmäßig sogar aus, Aschenwald (117 und 118 Meter) und Hayböck (122,5 und 120,5 Meter) fielen nicht dramatisch ab.

"Das ist eine große Erleichterung. Ich gratuliere den Burschen, sie haben unter Druck sauber gearbeitet." Hayböck sprach von einer "Genugtuung, vor allem vor eigenem Publikum. Die Saison war alles andere als leicht, wir hatten viele Tiefs, aber nur kleine Höhen. Ich freue mich jetzt, mit der Mannschaft als Oldie die Medaille geholt zu haben."

Für Kraft war es die insgesamt siebente Dekoration bei Weltmeisterschaften. "Das war aber das Beste, was mir im Team bisher passiert ist. Die Deutschen waren nicht zu schlagen." Kraft war umso erleichterter, als ihm die kleinere Seelos-Schanze, auf der am Freitag im Einzel gesprungen wird, nicht sonderlich liegt. Ähnlich fühlte Sportdirektor Mario Stecher – aber im Sinne der Gesamtheit. "Für den österreichischen Skisprung war diese Medaille sehr wichtig."

Perfekter Absprung

Schon vor dem abschließenden Normalschanzenbewerb hat Werner Schuster den perfekten Absprung als Chefcoach der Deutschen geschafft. Dementsprechend gelöst wirkte der Kleinwalsertaler und beliebte, gefragt nach der Heftigkeit der fälligen Feier, zu scherzen: "Skispringer sind keine Säufer, die trinken zwei Bier, dann fallen sie ohnehin um."

Im März verlässt der Coach, der einst Gregor Schlierenzauer ausbildete, die große Bühne – nach elf erfolgreichen Jahren beim Deutschen Skiverband. Ob der 49-Jährige dem DSV in anderer Funktion erhalten bleibt, ans Skigymnasium Stams zurückkehrt, sich anders vom österreichischen Skiverband einbinden lässt oder sich eine Auszeit gönnt, weiß er offiziell noch nicht.

Seefeld war für Schuster auch deshalb ein perfekter Schlusspunkt, weil er seit 15 Jahren in Mieming lebt. "Von da sind es nur 20 Minuten hinauf nach Seefeld. Ich kenne den Weg im Schlaf."

Familie und Freunde erlebten die jüngsten Triumphe an der Schanze mit. "Das ist etwas ganz Besonderes", sagte Schuster, der mit den Deutschen bei Weltmeisterschaften bisher zehn Medaillen (viermal Gold) und bei Olympischen Spielen deren fünf (zweimal Gold) gewann sowie in Severin Freund einen Gesamtweltcupsieger formte.

Wer ihm folgt – Polens Tiroler Chefcoach, sein langjähriger Assistent Stefan Horngacher, gilt als erster Anwärter -, ist Schuster offiziell egal. Nur ein Wunsch blieb ihm unerfüllt, wie er zuletzt dem Sport-Informationsdienst sagte. "Ja, die Tournee habe ich nicht gewonnen. Damit werde ich leben müssen, leben können. Ich bin vor elf Jahren aufrecht reingegangen – und nun will ich auch aufrecht wieder rausgehen." (Sigi Lützow, 24.4.2019)

Nordische WM, Skisprung-Teambewerb, Großschanze, Sonntag

1. Deutschland 987,5 Punkte
(Karl Geiger 129/130 m, Richard Freitag 121/120, Stephan Leyhe 126/128,5, Markus Eisenbichler 128/128,5)

2. Österreich 930,9
(Philipp Aschenwald 117/118, Michael Hayböck 122,5/120,5, Daniel Huber 126,5/126,5, Stefan Kraft 125/123,5)

3. Japan 920,2
(Yukiya Sato 119,5/125, Daiki Ito 117/116, Junshiro Kobayashi 127/126, Ryoyu Kobayashi 127/123)

4. Polen 909,1
(Piotr Zyla 121,5/119,5, Stefan Hula 113,5/116,5, Dawid Kubacki 127/126,5, Kamil Stoch 125/122,5)

5. Norwegen 900,2
(Halvor Egner Granerud 117,5/121,5, Andreas Stjernen 123,5/120,5, Johann Andre Forfang 122/127, Robert Johansson 117,5/121)

6. Slowenien 858,7
(Anze Lanisek 117/118, Peter Prevc 123/120, Ziga Jelar 117/119, Timi Zajc 121/117)

7. Schweiz 837,0
8. Tschechien 818,4

Nicht im Finale:

9. Russland 370,9
10. Finnland 354,1
11. USA 342,5
12. Kasachstan 214,6