Wo andere immer noch Ecken, Sicken und Kanten ins Blech pressen, setzt Mazda auf glatte, ruhige Formen und das sanfte Spiel der Spiegelungen. Technologischer Höhepunkt ist der erste Diesotto der Welt, ein Benziner mit "Hochverdichtungsverbrennung", der solcherart sparsam ist wie ein Diesel. Kommt im Herbst.

Foto: Mazda
Grafik: der Standard

So aufgeräumt wie neuerdings war der Mazda3 noch nie. Und das alles zwecks ungetrübter Harmonie von Mensch und Maschine.

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An C-Säule und Heck scheiden sich die Geister: Die einen schütteln den Kopf, die anderen finden sie wunderbar designt.

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Das ist schon einmal ein erfreulicher erster Eindruck: Du lenkst nach links, das Auto folgt unverzüglich und präzise dem Befehl. Nach rechts: detto. Beim Bremsen wirkt alles ganz harmonisch, keine Spur von synthetischer Rückmeldung. Das Fahrwerk zeigt jene Mischung aus sportiv straff und komfortabel, dabei Ersteres betonend, wie es für Mazda typisch ist und der kleinen Fernostmarke eine treue Fangemeinde in Europa sichert. Und wie aufgeräumt es hier drinnen plötzlich ist!

Herausforderung

Gar nicht erst zu reden brauchen wir von der Klack-klack-Sechs-Gang-Schaltung, das gehört ohnehin zu Mazda. Aber zum Bremsen doch ein Wort. Es ist nicht so einfach, das im Falle des Benziners so hinzukriegen. Denn da agiert der Hersteller neuerdings mildhybridisiert, mit 24-Volt-Technologie, wobei ein riemengetriebener integrierter Starter-Generator einen Teil der Bremsenergie in einer 24-Volt-Lithium-Ionen-Batterie (Kapazität: 0,216 kWh) speichert. Diesen Vorgang und das klassische Bremsen so zu verschleifen, dass man nix davon merkt: knifflige Sache. Beim Beschleunigen hilft wiederum die Batterie mittels Extra-Drehmoment dem Verbrenner sanft auf die Sprünge.

Der 122 PS starke 2,0-Liter-Ottomotor setzt außerdem auf Zylinderabschaltung, Euro 6d-temp bekommen die Ingenieure auch ohne Partikelfilter hin. Resultat ist eine spritzige Maschine mit 5,1 l / 100 km Normverbrauch (NEFZ).

Selbstzünder

Beim Diesel wiederum löst ein neues 1,8-Liter-Triebwerk die bisherigen mit 1,5 und 2,2 Liter ab. Leistet 116 PS, erreicht Euro 6d-temp ohne SCR-Kat, verbraucht 4,1 l / 100 km und überzeugt auch beim Klangbild.

Der Skyactiv-X, motorentechnisches Schmankerl beim neuen 3er und im Technikerjargon als Diesotto bekannt, kommt im Herbst, wir berichten dann ausführlich, hier nur so viel: 2,0-Liter-Vierzylinder mit Kompressoraufladung. Komprimiert das Sprit-Luftgemisch bis knapp unter Selbstzündung – Verdichtungsverhältnis 16,3:1! – und zündet dann per Kerze. Bringt 30 Prozent mehr Drehmoment als normale Benziner und ein Viertel weniger Verbrauch, liegt damit auf Diesel-Augenhöhe, braucht für 6d-temp aber einen Otto-Partikelfilter. Optional wird es den Skyactiv-X neben Frontantrieb auch mit Allrad geben.

Visuelle Ruhezone

Vom Interieur war eingangs die Rede. Unter Zuhilfenahme japanischer Designphilosophie habe man eine drastische Reduktion des "visuellen Lärms" umgesetzt, erläuterte Programmdirektor Kota Beppu bei der Fahrpräsentation des Mazda3 in Sintra, an Europas westlichem Ende. Weg mit überflüssigem Knopferlwerk, wenige Durchbrechungen der Oberflächen, Schluss mit der optischen Überforderung. Resultat ist ein extrem aufgeräumter Innenraum mit erfreulich geringem Ablenkungspotenzial. Dank serienmäßigem Head-up-Display bleibt der Blick stets am Verkehrsgeschehen, minimale Ablenkung auch beim Bedienkonzept dank großen Dreh-Drück-Knopfs gleich hinterm Schalthebel. Ach ja: Außer der manuellen gibt es auch noch eine 6-Gang-Wandlerautomatik.

Wie es weitergeht mit Mazda? Energie sparen und weniger CO2 in die Atmosphäre pusten bleibt ein Hauptauftrag, dazu kommt 2021 auch ein erster Plug-in-Hybrid. Rein batterieelektrischer Antrieb wird ebenfalls ein Thema. Und der 3er ist der erste auf der kleineren von künftig zwei technischen Architekturen, diese kleinere setzt auf Frontantrieb und quer eingebaute Motoren. Die größere hingegen bringt dem Vernehmen nach Hinterradantrieb und längs eingebaute Aggregate, ganz nach dem Strickmuster BMW, womit Mazda sich dann wohl endgültig als Japan-BMW positioniert haben wird – aus Freude am Wahren. (Andreas Stockinger, 26.2.2019)