Durch die Vernachlässigung der Klassikpflege drohe bei den etablierten Orchestern eine Traditionslinie abzureißen, warnt Adam Fischer. Um die Drastik der Originalklangensembles auch auf modernen Instrumenten zu erreichen, hat er etwa mit den Blechbläsern eine Spieltechnik entwickelt, die Intensität ermöglicht, ohne die Streicher zu übertönen. Den Kopfsatz von Haydn C-Dur Symphonie Hob. I:97 inszenierte der Routinier beim Philharmonischen am Samstag dann auch wie eine Opera buffa, auf heiteres Getriebe folgte liebliche Galanterie.

Seifiger Ton

Etwas beliebig Leonidas Kavakos' Interpretation von Mozarts Violinkonzert KV 219. Ja: Der zurückgenommene Ton kann in den Bann ziehen. Aber beim Allegro aperto vermisste man echte Kontraste, mitunter enttäuschten der seifige Ton.

Beim gemütlichen Rondeau überzeugte Kavakos immerhin als aufgekratzter Teufelsgeiger im Moll-Teil. Mozarts Jupiter-Symphonie? Es wurden Kantabilität und Eleganz immer wieder von Moll-Wut torpediert. Bemerkenswert die großzügigen Pausen (etwa vor der Schlussgruppe im Kopfsatz). Dennoch eine Warnung: Schlafdefizite rächen sich bei langsamen Sätzen von Mozart-Symphonien schrecklich. (Stefan Ender, 25.2.2019)