Unlängst löste eine Doku tatsächlich Diskussionen aus. Christoph Schönborn bekundete darin, einer Ex-Nonne zu glauben, dass sie priesterliches Missbrauchsopfer geworden war. Die Doku wirkt im Nachhinein wie ein Präludium zur vatikanischen Konferenz, die sich diesem aufklärungsbedürftigen Thema widmet. Und verständlich, dass das hiesige Glaubensoberhaupt wieder – nun in der ZiB 2 – auftaucht.

Doch siehe da, es wird ein Treffen der beschaulichen Art. Moderator Martin Thür serviert an sich giftige Fragen gerne leise, um sie an der Oberfläche höflich erscheinen zu lassen. Schöne Technik. Schönborn wiederum hat in der ZiB 2 schon Meisterstücke der Kirchenpoesie geliefert, mit denen er über Heikles virtuos hinwegflog.

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Also: Nett timbriert fragt Thür nach konkreten Ergebnissen des Bischofstreffens, während Schönborn – leicht müde wirkend – in der Tonart des sanften Bedauerns verweilt. Er sieht in der Weitung des bischöflichen Bewusstseins das Ergebnis des päpstlichen Treffens. Nicht alle hätten begriffen, dass die Bekämpfung des Missbrauchs ein globales Kirchenthema sei. In Zukunft könne dies aber niemand bestreiten. Auch eine Art Handreichung würde ausgearbeitet.

In der TVthek-Langfassung wird evident, dass nicht nur der Gesprächstonfall sanft war. Der Kardinal durfte eine selten durch Fragen unterbrochene Rede halten. Thürs Technik lief etwas ins Leere. Wer weiß: Womöglich verzichtet der Werktätige am Ruhetag tatsächlich gerne auf die üblichen Aufreger-Interviews, die er unter der Woche bisweilen serviert bekommt. Vielleicht mag er das Katholisch-Entschleunigte am Sonntag. Diesmal war's jedoch etwas gar gemütlich. (Ljubiša Tošić, 25.2.2019)