Auch im Winter gut geheizt: Lech am Arlberg.

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Die Lecher Biomassegeschichte begann vor 20 Jahren. Im Oktober 1999 wurde das größte von mittlerweile vier Biomasseheizkraftwerken in Betrieb genommen. Fährt man von Zürs nach Lech, überrascht an der Ortseinfahrt ein architektonisch besonderes Gebäude. Im engen Graben schmiegt sich ein Holzbau an die Straße, folgt elegant geschwungen dem Straßenverlauf. Hinter der hellen Fichtenfassade versteckt sich das Lecher Biomasseheizwerk.

Wie es sich für ein öffentliches Vorarlberger Gebäude gehört, wurde es mit gestalterischer Umsicht in die Landschaft gesetzt. Hermann Kaufmann und Partner zeichnen für Bau und Erweiterung, die 2011 mit dem Holzbaupreis prämiert wurde, verantwortlich.

Fast autark

Aus dem Heizwerk beziehen 98 Prozent der Betriebe und Haushalte ihre Heizwärme. Eingeheizt wird den Lechern mit Hackschnitzeln aus Vorarlberger und Tiroler Sägewerken, fünf Prozent der 65.000 Kubikmeter Holz, die pro Jahr verheizt werden, kommen direkt aus dem Wald.

Als das Heizwerk 1999 eröffnet wurde, war der Erfolgsdruck hoch: "Wir haben damals ja das größte Biomasseheizwerk Österreichs errichtet, entsprechend groß war die Skepsis. Unser Werk musste funktionieren", sagt Geschäftsführer Gerhard Günther. Er lenkt die Geschäfte aus der Zentrale der Illwerke VKW AG, wo er die Abteilung Energieeffizienz leitet. Die VKW halten 26 Prozent der Gesellschaftsanteile.

Am Anfang war Skepsis

Das Werk funktioniert, "ökonomisch und ökologisch", wie Co-Geschäftsführer Ludwig Muxel meint, der auch Bürgermeister von Lech ist. Die Investition von 9,5 Millionen Euro habe sich gelohnt. Der Betrieb kommt ohne Subventionen aus, gefördert wurden und werden aber neue Investitionen. Die Diskussion um das neue Biomassegesetz geht an Lech vorbei, denn es betrifft nur die Stromproduktion aus Holz.

Anfängliche Ängste, die Wärmeversorgung der verwöhnten Gäste sei durch zentrale Fernwärme nicht zu sichern, haben sich nicht bestätigt. "Ganz im Gegenteil", sagt der Bürgermeister, "Versorgungsschwankungen können durch die stabile zentrale Wärmegewinnung verhindert werden." Der große Vorteil für die Betriebe ist die Entlastung von Arbeit und Verantwortung. Waren früher die Hoteliers selbst für ihre Heizungswartung zuständig, sind heute Betriebsleiter Franz Josef Schmutzer und zwei Mitarbeiter des Heizwerks rund um die Uhr in Bereitschaft.

Hochwasser-resistent

Ein Anruf genügt, einer der drei vom Heizwerk steht vor der Tür. Besonders bewährt habe sich das Heizwerk während des schrecklichen Hochwassers 2005, erzählen die Geschäftsführer. Muxel: "Heizprobleme hatten jene Haushalte, die noch einen Ölkessel im Keller stehen hatten."

Geheizt wird mit drei Kessel, die aus Sicherheitsgründen – bei Störungen ist immer ein Kessel funktionstüchtig – in zwei Gebäuden untergebracht sind. Über ein 25 Kilometer langes Netz werden 350 Objekte mit Wärme versorgt. 45 Millionen Kilowattstunden pro Jahr liefert das Heizwerk an Wärme und ersetzt damit vier Millionen Liter Heizöl. Dadurch werden 16.000 Tonnen CO2 eingespart. (Jutta Berger, 26.2.2019)