Mohammad Javad Zarif war seit 2013 Irans Außenminister.

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Teheran/Dubai/Genf – Nach der Rücktrittsankündigung des iranischen Außenministers Mohammad Jawad Zarif herrscht Ungewissheit über dessen politische Zukunft. Präsident Hassan Rohani nahm das Rücktrittsgesuch am Dienstag zunächst nicht an. Auch die Mehrheit der Abgeordneten forderte Rohani einer Meldung der Nachrichtenagentur Irna zufolge auf, den Minister im Amt zu belassen.

Zarif gilt als Architekt des Atomabkommens und als Verbündeter des gemäßigten Präsidenten, der mit dem konservativen geistlichen Führer Ayatollah Ali Khamenei um die Macht im Land ringt. Ein Mitstreiter des Ministers sagte, der Druck der Hardliner, die das Atomabkommen ablehnen, habe Zarif zum Rücktrittsgesuch gezwungen. "Die ganze Woche über gab es Treffen hinter verschlossenen Türen, bei denen hochrangige Vertreter der iranischen Führung ihn mit Fragen zu dem Abkommen und dessen Zukunft bombardierten." Zarif und Rohani stünden unter enormem Druck.

Lob von Präsident Rohani

Rohani lobte Zarif unterdessen als Vorkämpfer gegen die USA. Der syrische Präsident Bashar al-Assad habe dem Außenminister während seines Besuchs in Teheran am Montag ausdrücklich gedankt, sagte er. In unbestätigten Medienberichten hatte es zuvor geheißen, Zarif sei zurückgetreten, weil er über Assads Besuch im Vorfeld nicht informiert worden sei. Zarif selbst nannte keinen Grund für sein Rücktrittsgesuch, das er am Montag auf Instagram bekannt gab. Er schrieb Dienstag früh aber laut der Nachrichtenagentur Irna an die Mitarbeiter seines Ministeriums, er hoffe, dass sein Rücktritt dem Außenministerium erlauben werde, "seinen Status hinsichtlich der internationalen Beziehungen" zurückzuerhalten.

Die Hardliner hatten Rohani und Zarif im Mai nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen scharf attackiert. Die Regierung in Washington setzte daraufhin ihre Sanktionen gegen den Iran wieder in Kraft. Im Atomabkommen hatte der Iran 2015 eine Begrenzung seines Atomprogramms im Gegenzug für eine Aufhebung der Sanktionen zugesagt.

In einem Interview wurde Zarif am Dienstag mit den Worten zitiert, die Kämpfe zwischen Parteien und Gruppen im Iran seien ein "tödliches Gift", das die Außenpolitik untergrabe. Dies wurde als Andeutung gewertet, dass sein Rücktrittsgesuch dem Druck der Hardliner geschuldet ist. Die Nachrichtenagentur Fars meldete, das Interview habe bereits vergangene Woche stattgefunden.

Schuldzuweisungen an USA

Zarif sagte demzufolge, er habe die Atomverhandlungen entsprechend der Weisungen Khameneis geführt. Nicht Rohani, sondern US-Präsident Donald Trump und dessen Sicherheitsberater John Bolton seien schuld am Ausstieg der USA. "Warum verurteilen Sie den vom Volk gewählten Präsidenten und nicht Trump?", fragte er. Zugleich forderte Zarif Diplomaten und andere Mitarbeiter des Außenministeriums am Dienstag laut Irna auf, ihre Posten nicht zu verlassen.

US-Außenminister Mike Pompeo schrieb auf Twitter, die Ankündigung des Rücktritts werde "zur Kenntnis" genommen. "So oder so sind er und Hassan Rouhani nur Strohmänner einer korrupten religiösen Mafia." Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu begrüßt die Rücktrittsankündigung ausdrücklich: "Zarif ist weg. Ein Glück, dass wir ihn los sind", schrieb Netanyahu ebenfalls auf Twitter.

Ein Ausscheiden Zarifs würde den Pragmatiker Rouhani weiter schwächen, der ebenfalls unter zunehmenden Druck der Hardliner steht. Zwar ist der Präsident für die Ernennung der Minister zuständig. Das letzte Wort hat jedoch Khamenei. (APA, AFP, 26.2.2019)