Microsoft-Chef Satya Nadella will helfen die "Freiheit zu verteidigen".

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Die Stimmung gegenüber den Riesen der IT-Branche hat sich gedreht. Zwischen Datenskandalen und zweifelhaftem Umgang mit den eigenen Mitarbeitern betrachtet die Öffentlichkeit Firmen wie Facebook, Amazon oder Google zunehmend kritischer. Doch auch bei den Mitarbeitern dieser Unternehmen regt sich immer öfter Widerspruch. Das aktuellste Beispiel liefert nun Windows-Hersteller Microsoft.

Grundlegende Position

In einem Interview mit CNN Business verteidigt Microsoft-CEO Satya Nadella einen aktuellen Deal mit dem US-Verteidigungsministerium: "Wir haben eine prinzipielle Entscheidung getroffen, Institutionen in frei gewählten Demokratien keinerlei Technologien vorzuenthalten." Immerhin gehe es dabei nicht zuletzt auch um die Verteidigung jener Freiheit, die man derzeit genieße.

Zudem betont Nadella, dass man diese Entscheidung transparent kommuniziert habe und auch im Dialog mit den eigenen Angestellten stehe. Diese dürften das aber zumindest zum Teil etwas anders sehen. Erst in der Vorwoche hatten sich 50 Microsoft-Mitarbeiter in einem offenen Brief gegen das Projekt gewandt.

Hintergrund

Konkret geht es dabei um einen Deal, in dessen Rahmen das US-Militär bis zu 100.000 Exemplare der Augmented-Reality-Brille Hololens erwerben will. Diese sollen die Effektivität von Soldaten im Kampfeinsatz verbessern, indem sie den Feind früher erkennen. Die AR-Informationen sollen also nicht zuletzt einen Zeitvorteil bringen. Auch wenn sonst keine Details bekannt sind, ist davon auszugehen, dass Microsoft die Headsets speziell für das Militär anpassen würde.

Die Relevanz dieses Vertrags zeigt auch der finanzielle Umfang: 480 Millionen US-Dollar soll das Pentagon für die Technologie an Microsoft zahlen. Der Windows-Hersteller hatte den Deal nach einem Wettlauf mit anderen Firmen wie Magic Leap vergangenen November gewonnen.

Vergleiche

Damit hat sich Microsoft anders entschieden als Konkurrent Google: Dort hatte man sich im Vorjahr nach interner Kritik aus einer Kooperation mit dem Pentagon rund um das US-Drohnenprogramm zurückgezogen. In dessen Rahmen hätte die Objekterkennung bei Drohnen mittels Maschinenlernen verbessert werden sollen. Während dieses Programm finanziell vergleichsweise wenig relevant gewesen wäre, verzichtete Google dann aber im Oktober auf einen Großdeal: Die Bereitstellung der Cloud-Dienste für das US-Militär mit einem Volumen von rund zehn Milliarden Dollar. Google zog sich aus dem Bieterrennen mit dem Hinweis zurück, dass dies mit den eigenen Firmenwerten nicht zu vereinbaren sei. Zuvor wurde der interne Druck von Angestellten immer größer. Gleichzeitig gab es aber auch Zweifel daran, dass Google wirklich eine realistische Chance hatte, das Rennen gegen in diesem Bereich größere Konkurrenten wie Amazon oder Microsoft zu gewinnen.

Vorgeschichte

Es ist nicht der erste Microsoft-Deal, der für Verärgerung bei den eigenen Angestellten sorgt. So hatten vergangenen Sommer hunderte Mitarbeiter öffentlich einen Ausstieg aus einer Kooperation mit dem Immigration and Customs Enforcement (ICE) gefordert. Dies ohne Erfolg. Das Unternehmen beharrte auch hier auf seiner Position. (apo, 26.2.2019)