Bild nicht mehr verfügbar.

Uno-Mitarbeiter beobachten die Lage.

Foto: REUTERS/Abduljabbar Zeyad

Sanaa/Genf – Für mehr als 24 Millionen notleidende Menschen im Bürgerkriegsland Jemen haben Geberländer aus aller Welt Hunderte Millionen Euro an humanitärer Hilfe versprochen. Bei der dritten Geberkonferenz der Vereinten Nationen in Genf kamen am Dienstag insgesamt 2,6 Milliarden Dollar (rund 2,3 Milliarden Euro) zusammen.

Uno-Generalsekretär António Guterres sprach zwar von einem Erfolg, es seien 30 Prozent mehr gespendet worden als bei der Geberkonferenz vor einem Jahr. Allerdings brauchen die Uno dieses Jahr 4,2 Milliarden Dollar für die "überwältigende humanitäre Katastrophe" den Jemen. Guterres äußerte die Hoffnung, dass im Laufe des Jahres noch mehr Geld zusammenkommt.

Zeitgleich mit dem Beginn der Konferenz gelang es humanitären Helfern erstmals seit fünf Monaten, wieder Getreidesilos nahe der umkämpften Stadt Hodaidah zu erreichen. Dort hatte das Uno-Welternährungsprogramm (WFP) Weizen für die Versorgung von 3,7 Millionen Menschen gelagert, aber den Helfern war der Zugang durch Kampfhandlungen abgeschnitten worden. Das WFP will prüfen, ob das Getreide noch verwendbar ist.

Millionen hungern

"Fast zehn Millionen Menschen stehen kurz vor einer Hungersnot", sagte Guterres. 360.000 Kinder litten unter teils schwerer Unterernährung. "Kinder haben den Krieg nicht gestartet, aber sie zahlen den höchsten Preis", sagte er. In dem bitterarmen Land auf der Arabischen Halbinsel tobt seit mehr als vier Jahren ein Bürgerkrieg. 80 Prozent der Einwohner sind auf Hilfe angewiesen.

Guterres drängte die seit 2014 kämpfenden Konfliktparteien, die Houthi-Rebellen und die von ihnen vertriebene Regierung – die begonnenen Friedensbemühungen fortzusetzen. So äußerte sich auch der deutsche Außenminister Heiko Maas: "Langfristig hilft nur, mit aller Ausdauer an einer politischen Lösung zu arbeiten, so komplex die Konfliktlage in Jemen auch ist." Deutschland hat für die Uno-Hilfe 100 Millionen Euro versprochen, die EU 161 Millionen Euro. Nach Angaben des für die Hilfe zuständigen EU-Kommissar Christos Stylianides leistete Brüssel damit seit Beginn des Jemen-Kriegs bereits 710 Millionen Euro an Unterstützung. Österreich wird sich laut Außenministerium mit einer "Größenordnung" wie im Vorjahr von rund 2 Millionen Euro beteiligen.

Saudi-Arabien und Emirate größte Geldgeber

Größte Geber waren nach Angaben von Guterres Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Sie gehören zu den Ländern, die aufseiten der von den Houthi-Rebellen gestürzten Regierung kämpfen und mit ihren Bombardierungen für das Elend mitverantwortlich sind. Die Hilfe werde strikt nach Bedürftigkeit vergeben, sagte Guterres.

Humanitäre Organisationen sehen in der Einigung der Konfliktparteien auf Feuerpausen einen Hoffnungsschimmer. Sie machten den Zugang jetzt möglich. Die Einigung wurde im Dezember bei Gesprächen in Stockholm erreicht. Dort wurde auch ein Gefangenenaustausch vereinbart. "Es sind erste Schritte zur Vertrauensbildung", sagte der Chef des Roten Kreuzes vor Ort, Franz Rauchenstein, der Deutschen Presse-Agentur. So etwas könne das Klima für erfolgreiche politische Verhandlungen schaffen. Allerdings beschuldigte Ministerpräsident Main Abdulmalik Said die Houthi-Rebellen am Montag in Genf, weiter systematisch Menschen zu entführen. Er zweifele daran, dass die Rebellen es mit Annäherungsschritten ernst meinten.

Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansour Hadi und schiitischen Houthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht. Die Uno spricht von der schlimmsten humanitären Krise weltweit. Nach Uno-Angaben wurden in dem Konflikt bereits mehr als 10.000 Menschen getötet, unter ihnen tausende Zivilisten. Nichtregierungsorganisationen sprechen von einer weit höheren Zahl von Todesopfern. (APA, 26.2.2019)