Von der Armee beschlagnahmte Wahlzettel im Süden Nigerias

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Nigerias neuer, alter Präsident ruft zu Ruhe im Land auf.

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Tanima Garba trägt ein frisches, weißes Poloshirt, auf dem das Logo des All Progressives Congress (APC) gedruckt ist. Er wollte es extra an jenem Tag anziehen, an dem das Ergebnis der Präsidentschaftswahl 2019 bekanntgegeben wird. Nach tagelangem Warten verkündete schließlich die unabhängige nationale Wahlkommission (INEC) am frühen Mittwochmorgen: Amtsinhaber Muhammadu Buhari (76) ist mit 55,6 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Herausforderer Atiku Abubakar (72) von der People's Democratic Party (PDP) erhielt 41,2 Prozent. "Wir freuen uns sehr, dass unser Präsident und unsere Partei wiedergewählt wurden", sagt Garba.

Siegesfeiern gibt es aber weder in Jabi, einem Viertel der Hauptstadt Abuja, in dem Garba arbeitet, noch organisieren Anhänger einen Autokorso. Mehr Jubel kommt in Daura auf, Buharis Heimatort im Bundesstaat Katsina. Meist überwiegt jedoch das Gefühl, dass der lange und oft langweilige Wahlkampf endlich vorbei ist. Dafür spricht auch die niedrige Beteiligung. Gerade einmal gut 28,6 Millionen Menschen gaben vergangenen Samstag ihre Stimme in einem Land ab, das mehr als 190 Millionen Einwohner hat. Mit 35,7 Prozent ist die Wahlbeteiligung so niedrig wie nie zuvor, seitdem das Land vor 20 Jahren zum Mehrparteiensystem zurückgekehrt ist. Besonders gering ist sie in der 22-Millionen-Megacity Lagos, wo nur 1,1 Millionen Menschen wählten.

Opposition kritisiert

Tanima Garba sagt zum Abschied: "Es waren immerhin freie und faire Wahlen." Genau das bezweifeln aber vor allem die Oppositionsanhänger und werfen der Regierung Manipulation im großen Stil vor. Als am Dienstagabend der Twitter-Hashtag #AtikuMakeThatCall – es war die Aufforderung an Atiku, Buhari zu gratulieren und die eigene Niederlage einzugestehen – immer häufiger auftauchte, gab es keine Reaktion. Nach der Bekanntgabe der Ergebnisse brauchte Atiku gut fünf Stunden, um mitzuteilen: "Ich lehne das Ergebnis der gefälschten Wahl ab und gehe vor Gericht."

In den vergangenen Tagen wurde immer wieder befürchtet, dass Parteianhänger möglicherweise zu Gewalt angestachelt werden. "Gewalt ist das Letzte, was Nigeria jetzt braucht", sagt Idayat Hassan, Leiterin der Denkfabrik Zentrum für Demokratie und Entwicklung (CDD) in Abuja.

Schon im Vorfeld waren die Wahlen – neben dem Präsidentenamt wurden neue Parlaments- und Senatsmitglieder gewählt – von Pannen und Problemen begleitet. Laut dem nigerianischen Beobachterbündnis Watch the Vote war am Samstag um 11.30 Uhr noch jedes vierte Wahllokal geschlossen – dreieinhalb Stunden nach dem offiziellen Beginn. Im Bundesstaat Rivers öffneten 22,7 Prozent der Wahllokale gar nicht.

47 Tote seit der Wahl

Die Plattform Situation Room, ein Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Organisationen, zählte seit dem Wahltag 47 Tote. Internationale Beobachtermissionen betonten jedoch, dass viele Nigerianer trotz der Schwierigkeiten geduldig und friedlich auf ihre Stimmabgabe gewartet hätten. Für die nächste Wahl forderten sie jedoch eine bessere Logistik und mehr Transparenz ein. Erneut gewählt wird in Nigeria bereits am 9. März. Dann wird über Gouverneure und Landesparlamente abgestimmt. (27.2.2019)