So malen sich spanische Archäologen ihr Land in der Bronzezeit aus: ein Transporthund, ein zahmer Fuchs – und der BH ist noch nicht erfunden.
Illustration: J. A. Peñas

A Coruña – In den 1950er Jahren begann der russische Genetiker Dmitri Konstantinowitsch Beljajew damit, Rotfüchse domestizieren. Nachdem Füchse keine so sozialen Tiere sind wie Wölfe, war von Anfang an nicht zu erwarten, dass sich daraus ein "neuer Hund" entwickeln würde. Und dennoch zeigte das bis heute fortgesetzte Experiment erstaunliche Ergebnisse.

Indem immer diejenigen Tiere für die Zucht herangezogen wurden, die die wenigste Scheu vor dem Menschen zeigten, hatte man es schließlich mit "Hausfüchsen" zu tun, die Pfötchen gaben und mit dem Menschen kuschelten. Das Auftreten unterschiedlicher Fellfarben sowie von Schlappohren und eingeringelten Schwänzen rundete das Bild vom Neo-Haustier ab – und lieferte interessante Einblicke in die körperlichen Auswirkungen von Domestikation.

Vorläufer

Allerdings war Beljajew bei weitem nicht der erste, der an die Domestizierung von Füchsen dachte. Das zeigen jüngste Ausgrabungen auf der Iberischen Halbinsel. Archäologen stießen in der Region Katalonien auf die Gräber bronzezeitlicher Menschen, die zusammen mit Tieren bestattet worden waren: unter anderem mit Hunden, Rindern, Ziegen – und Füchsen. Und mindestens einer davon dürfte domestiziert gewesen sein.

Das Team um Aurora Grandal-d'Anglade von der Universidade da Coruña untersuchte zwei Ausgrabungsstätten aus dem ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung, eine davon nahe Barcelona, die andere in der Nähe von Lleida. Erstere enthielt auch die Überreste eines alten Fuchses, der sich irgendwann einmal das Bein gebrochen hatte, welches anschließend geschient worden war. Laut der Forscherin dürfte der Fuchs über einen langen Zeitraum mit Menschen zusammengelebt haben.

Futter für Hund und Fuchs

Dafür spricht auch die Analyse der Kohlenstoff- und Stickstoffisotopen im Knochenkollagen des Fuchses, woraus sich die Ernährungsweise des Tiers ableiten lässt. Sie ähnelt sehr stark sowohl der bei den dort gefundenen Menschen als auch der bei ihren Hunden. Die bronzezeitlichen Iberer fütterten ihre tierischen Gefährten den Forschern zufolge mit einer stark getreidelastigen Kost.

Das klingt auf den ersten Blick nicht nach typischem Hundefutter. Grandal-d'Anglade verweist aber auf den römischen Agronomen Lucius Junius Moderatus Columella aus dem ersten Jahrhundert, der eine solche Diät für Hunde empfahl. Auf jeden Fall zeigt die Isotopenanalyse, dass zumindest dieser Fuchs von den Menschen versorgt wurde. Die Überreste anderer Füchse wiesen hingegen die Spuren ihrer typischen natürlichen Ernährungsweise auf.

Der Hund als Lasttier

Ein anderes interessantes Ergebnis der Untersuchung war, dass die Hunde offenbar nicht nur als Jagd- und Hütehunde dienten. Sie waren auch Lasttiere – Pferde waren laut den Forschern damals in der Region noch selten. Die Skelette einiger Hunde weisen Schädigungen an der Wirbelsäule auf, die auf starke Belastungen zurückgehen müssen. Entweder wurden den Hunden Pakete zum Tragen umgeschnallt oder sie mussten Transportwerkzeuge wie Schlitten oder Stangenschleifen analog zu den Travois der nordamerikanischen Ureinwohner ziehen.

Grandal-d'Anglade und ihre Kollegen weisen darauf hin, dass vor kurzem bei Ausgrabungen in Sibirien die Überreste altsteinzeitlicher Hunde gefunden wurden, deren Wirbel ähnliche Schädigungen zeigen. Die Forscher leiten aus diesen Funden die Vermutung ab, dass Hunden schon in der Frühphase ihrer Domestizierung die Rolle von Transporttieren zukam und dass dies eine ebenso wichtige Funktion war wie die als Jagd- und Hirtenhunde. Als die frühen Menschen auf ihren Wanderungen allmählich die nicht mehr vom Eis bedeckten Weiten der Nordhalbkugel zu erschließen begannen, könnte Hunden also eine noch zentralere Rolle zugekommen sein als bisher gedacht. (jdo, 3. 3. 2019)