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Anna Netrebko wird am Donnerstag beim Opernball singen.

Foto: Reuters

Für die einen ist ihre betörende Perfektion schlichtweg unerreicht, andere meinen, sie koche ihr Belcanto-Süppchen auch nur mit Wasser, bade in Pathos und Selbstinszenierung. Ihre weltweite Anerkennung als Künstlerin streitig machen kann Anna Netrebko jedoch längst niemand mehr.

Als Person des öffentlichen Lebens erregte die "Volkskünstlerin Russlands" (seit 2008) und Österreichische Kammersängerin (seit 2017) gleich mehrfach Widerspruch. Dass die Sopranistin 2006 auch die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt, brachte ihr in ihrer russischen Heimat den Ruf einer "Verräterin" ein – und hierzulande den Vorwurf, dass sie nicht deutsch spreche und ihren Hauptwohnsitz in Sankt Petersburg beließ.

Sie selbst sah den Streitanlass pragmatisch nur als Reiseerleichterung bei Visa und Wartezeiten und blieb ausdrücklich Russin – und zwar auf sehr patriotische Weise. Ihr Naheverhältnis zu Wladimir Putin wurde im Westen kritisch beäugt. Dass sie 2014 mit dem ukrainischen Separatistenführers Oleg Zarjow vor der "neurussischen" Fahne posierte, brachte ihr eine scharfe Rüge des österreichischen Außenministeriums ein und führte zum Ende ihrer Werbepräsenz bei den Austrian Airlines. Am Höhenflug der am 18. September 1971 in der südrussischen Industriestadt Krasnodar geborenen Diva änderte das jedoch nichts.

Märchenhafte Karriere

Dass sich die Stationen ihrer Karriere wie ein Märchen ausnehmen, war dabei kein Nachteil. Im Mariinskii-Theater wischte sie als Studentin die Böden, bis 1994 dem Hausherrn Valery Gergiev vorsang und auf der Stelle engagiert wurde. Ihr großer Durchbruch folgte 2002 bei den Salzburger Festspielen als Donna Anna in Mozarts Don Giovanni.

Dabei war Netrebko schon davor, nach einem Amerika-Gastspiel 1995, jahrelang international präsent. Sie war regelmäßig an der Metropolitan Opera New York und an der Wiener Staatsoper aufgetreten.

Der Erfolg gibt der Mutter eines zehnjährigen Sohnes aus ihrer Liaison mit dem Bassbariton Erwin Schrott zweifellos Recht. Den Sohn präsentiert sie ausführlich in den sozialen Medien, Werbekampagnen bezeugen ihre Breitenwirksamkeit. Ihr Dauerlächeln und ihre Koketterie kommen gut an. Ihre eigene Prognose über die Resonanz ihres Opernball-Auftritts zusammen mit ihrem 2015 Angetrauten – dem Tenor Yusif Eyvazo – am Donnerstag dürfte jedenfalls richtig sein: "Ich denke, es wird gefallen." (Daniel Ender, 28.2.2019)