Ob Dinkelpasta aus dem Waldviertel, Fruchtsäfte aus der Wachau oder Senfgurken aus der Marchfeldregion – ökologisch produzierte Lebensmittel bezieht die FoodCoop Lebensmittelpunkt HaWei seit fast einem Jahr direkt von zahlreichen Produzenten. Verwaltet wird der Verein von seinen ehrenamtlichen Mitgliedern.

Von der Trafik zum Lagerraum

"Meine Frau und ich waren schon mal Mitglied in einer FoodCoop. Das Konzept von regionaler und saisonaler Ware, die lokal abgeholt werden kann, fanden wir super und das wollten wir nun auch in unserem Grätzl umsetzen", erzählt Johannes Löcker-Herschkowitz. Gemeinsam mit Nachbarinnen und Nachbarn machte er sich an die Umsetzung des Vorhabens. Mit einer nahegelegenen ehemaligen Trafik war ein Lager- und Vereinsraum schnell gefunden. Dank des Netzwerkes IG FoodCoops gab es reichlich inhaltliche Unterstützung und das im Lehrgang der Akademie der Zivilgesellschaft vermittelte Wissen half bei der Entwicklung des eigenen ehrenamtlichen Projekts.

VHS Wien

Über den Lebensmittelpunkt HaWei beziehen die Mitglieder des Vereins nun seit knapp einem Jahr gemeinsam regionale sowie fair und ökologisch produzierte Lebensmittel. Immer wieder werden Speisereisen zu Produzenten durchgeführt, auf denen sich die Mitglieder vor Ort über einen Betrieb und seine Produktionsweise informieren können. Die Waren werden direkt bei den Produzenten eingekauft, im vereinseigenen Lagerraum können sie anschließend mittels Türcode rund um die Uhr von den Mitgliedern abgeholt werden. Die Organisation der FoodCoop läuft gemeinschaftlich, Löcker-Herschkowitz kümmert sich zum Beispiel um das Finanzielle sowie die Öffentlichkeitsarbeit und engagiert sich bei der Lieferantensuche.

Fairer Preis für Erzeuger und Abnehmer

Im Mittelpunkt stehen beim Wareneinkauf das Prinzip So nah wie möglich sowie eine saisonale Produktion. Erdbeeren wird man daher im Februar in der FoodCoop vergeblich suchen, dafür duftet es beim Betreten des Lagerraums herrlich nach heimischen Lageräpfeln. Die Preise für die Waren fallen dabei auch nicht höher aus als im qualitativ guten Lebensmittelhandel. "3,70 Euro für ein großes Glas mit Senfgurken sind natürlich nicht geschenkt, aber dafür handelt es sich um extrem hochwertige Ware aus der Umgebung, die mit viel Liebe hergestellt wird", sagt Löcker-Herschkowitz und betont: "Uns ist es ein Anliegen, dass es für alle einen fairen Preis gibt, also sowohl für die Erzeuger als auch für die Abnehmer."

Johannes Löcker-Herschkowitz ist ehrenamtlich für Lebensmittelpunkt HaWei tätig.
Foto: Akademie der Zivilgesellschaft

"Für mich ist ehrenamtliches Engagement einfach wichtig"

"Für mich ist ehrenamtliches Engagement einfach wichtig, vor allem hier in meinem eigenen Grätzl. Denn damit ermöglicht man erst ein funktionierendes Zusammenleben", begründet Löcker-Herschkowitz sein Engagement. Bereits vor der Gründung des Lebensmittelpunkts HaWei war er ehrenamtlich bei den Naturfreunden sowie bei einem wissenschaftlichen Magazin aktiv. "Der Spirit der Ehrenamtlichen begeistert mich immer wieder", erzählt Löcker-Herschkowitz über die Zusammenarbeit in der FoodCoop. Mittlerweile engagieren sich rund achtzig Mitglieder aus über fünfzig Haushalten. "Solche Initiativen funktionieren ja nur gemeinsam. Und es beeindruckt mich, wie viele hier mitmachen und ihre Zeit dafür investieren." Und das Beste ist, dass als Belohnung fair und ökologisch produzierte Senfgurken und Co winken.

Johannes Löcker-Herschkowitz ist 38 Jahre alt und arbeitet an der Universität Wien. Für seine ehrenamtliche Tätigkeit wendet er während des laufenden Normalbetriebs der FoodCoop pro Woche circa zwei Stunden auf (Philipp Schneider, 5.3.2019)