Amy Henning war unter anderem an "Uncharted 2" als Autorin beteiligt und schießt scharf gegen heutige Games.

Foto: Uncharted 2

Singleplayer-Games hätten es heutzutage immer schwerer – meint zumindest Uncharted-Autorin Amy Henning. "Kein Multiplayer, nichts. Damit kommst du heute nicht mehr durch. Du brauchst Stunden an Gameplay – acht reichen nicht mehr. Ein Online-Modus ist ebenso Pflicht und wie man sieht geht alles in Richtung Live Services, Battle-Royale und Games as a Service", sagt Henning.

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An "Uncharted" und "Star Wars"-Game

Die Autorin weiß nicht nur wegen ihrer Teilnahme an Uncharted, wovon sie spricht. Sie war auch an einem Singleplayer-Game beteiligt, das im Star Wars-Universum angesiedelt war und nun doch nicht veröffentlicht wird, weil es für Publisher EA hinsichtlich der Entwicklung zu ambitioniert war. Entwickelt wurde dieses von Visceral anfangs als Singleplayer-Game – man entschied sich dazu, das Spiel zu einem Open-World-Titel umzubauen und es letztlich dann ganz einzustampfen.

Längere Entwicklungszeit

Eine gute Story ist laut Henning heutzutage nicht mehr förderlich. "Das hat eine Form, ein Ziel und ein Ende. Ein Spiel, das weitergeht, ein Live Service, hat das nicht", fügte die erfahrene Autorin hinzu. Dies führt auch dazu, dass die Entwicklungskosten für Games immer stärker steigen. Uncharted 2 und Uncharted 3 wurden in zwei Jahren hergestellt – etliche heutigen Games brauchen hinsichtlich der Entwicklungszeit vier, fünf oder gar mehr Jahre.

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Leute spielen Games nicht mehr zu Ende

Henning spart aber auch nicht mit Kritik an epochalen Werken wie Red Dead Redemption 2, die hinsichtlich ihrer Geschichte aufgeblasen sind. Die Entwickler würden dahingehend arbeiten, dass die meisten Leute nie das Ende der Handlung sehen würden. "Mich als Geschichtenerzählerin macht das wahnsinnig. Es ist so wie als würdest du ein Buch schreiben, das niemand zu Ende liest. Es läuft gegen den Wunsch, eine gute Geschichte zu erzählen", ärgert sich die Autorin weiter.

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Faible für Indie-Spiele entwickelt

Die Spieleschmieden würden laut Henning allerdings nicht wirklich den Wünschen der Konsumenten entgegenkommen. "Ich höre oft, dass die Leute sehr wohl kleinere Spiele mit einer endenden Story spielen wollen". Die Autorin hat deswegen ein Faible für Indie-Games entwickelt. Return of the Obra Dinn sei eines der aktuellsten Lieblingsspiele der Frau. Man würde sich an derartige kleinere Games mit einem Ende vielmehr erinnern als an Spiele mit riesigem Budget – so die Theorie der Branchen-Veteranin. (red, 28.2.2019)