Christian Kohlund (li.) als "Anwalt ohne Lizenz" und Neil Malik Abdullah in "Borchert und die mörderische Gier".

Foto: ARD Degeto/Roland Suso Richter

Es ist natürlich ein Taxler, der die Dinge auf den Punkt bringt: "Die Welt war schon immer so wild. Nur weil wir Schweizer uns nicht daran beteiligen, ändert das nichts." Es dauert im jüngsten Zürich-Krimi allerdings nicht lange, bis sich die Verflechtungen der sogenannten großen Welt in einem lokalen Kriminalfall fortsetzen.

In Borchert und die mörderische Gier (ARD, Donnerstag, 20.15 Uhr) nimmt sich der von Christian Kohlund verkörperte "Anwalt ohne Lizenz" eines Kunststudenten an, auf den ein Mordanschlag verübt worden ist. Dessen offenkundiges Interesse am Islam und häufige Reisen in den Nahen Osten führen Borchert zunächst in eine Moschee, wo es die gegenseitigen Vorurteile zu entkräften gilt. Immerhin steht das Gespenst des Islamismus im Raum. Dass sich auch Verwicklungen mit der internationalen Kunstraubszene abzeichnen, liefert zwischendurch Gelegenheit, Action-Sequenzen aufzutischen, in denen aus sehr weiter Ferne Indiana Jones grüßen lässt.

Zürich merkwürdig gesichtslos

Zürich bleibt bei alldem merkwürdig gesichtslos. Das mag daran liegen, dass die für die ARD-Tochter Degeto produzierten Zürich-Krimis zum Teil in Prag gedreht werden. Zudem sind so gut wie alle Darsteller in der perfekten Hochsprache deutscher TV-Krimis zu hören.

Kommissar Borchert legt sich im Übrigen in seinem jüngsten Fall nicht aus Interesse an der großen Welt ins Zeug, sondern vor allem aus biografischen Gründen: Auch er hat einen Sohn verloren. Wie unaufgeregt Kohlund, einst Traumhotel-Direktor, zur Sache geht, ist das Beste am jüngsten Zürich-Krimi. Einem Lokalkrimi ohne Lokalkolorit, der bestätigt, was wir immer schon vermutet haben: Zürich ist eine Stadt wie viele andere auch. (Karl Gedlicka, 28.2.2019)