Das Deutsche Literaturarchiv Marbach bei Ludwigsburg sammelt künftig auch Computerspiele. "Es handelt sich um die nächste mediale Stufe von Literatur", sagte die neue Direktorin des Archivs, Sandra Richter, der "Augsburger Allgemeinen" (Donnerstag). "Früher gab es Dramen auf der Bühne, dann kam der Film, jetzt gibt es Computerspiele – das sind Wandlungsformen von Erzählungen."

Erzählstrukturen

Das Literaturarchiv werde zwar nicht jedes Computerspiel verwahren, "wohl aber die, die in hohem Maße Erzählstrukturen enthalten", erklärte Richter, die vor zwei Wochen in ihr Amt eingeführt worden war. Auch früher habe man nicht nur gelesen, sondern ebenfalls gespielt: "Goethe beispielsweise hat das Gänsespiel gespielt und darüber gedichtet. Heute erfüllen Computerspiele ähnliche Funktionen." Das Gänsespiel ist ein in Europa weitverbreitetes Brettspiel.

Im 1955 gegründeten Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar werden literarische und philosophische Werke verwahrt, die seit 1750 erschienen sind. In rund 44.000 Archivkästen ruhen mehr als 1.000 Nachlässe, Sammlungen von Schriftstellern oder Übersetzern, dazu Archive von Verlagen und Redaktionen. Die Bibliothek ist nach offiziellen Angaben mit rund einer Million Bänden die größte Spezialsammlung zur neueren deutschen Literatur. (APA, 28.2. 2019)