Wie viel Erinnerungspins an Kim in Vietnam wert sein werden, ist unklar.

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Wie Nordkoreas Propaganda mit dem Scheitern des Gipfels umgehen wird, ist noch unklar. Im Vorfeld war eifrig berichtet worden – erstmals.

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US-Präsident Donald Trump und sein Außenminister Mike Pompeo zerbrechen sich den Kopf, wie es nun weitergehen soll.

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Die Erwartungen waren hoch, das abrupte Ende Donnerstagfrüh daher umso überraschender: US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un sind bei ihrem zweitägigen Treffen in Hanoi ohne eine Einigung auseinandergegangen. Anders als geplant fand keine gemeinsame Erklärung statt, Trump trat danach alleine vor die Presse. Er lobte zwar die Gesprächsatmosphäre, man habe sich aber in den Details nicht einigen können. "Man muss immer bereit sein, vom Tisch aufzustehen", fügte er hinzu.

Dafür, dass Trump und seine Verhandler am Ende aufstanden, statt zu unterschreiben, sorgte Uneinigkeit in einem entscheidenden Punkt: Nordkorea, so erklärt es jedenfalls der US-Präsident, habe ein Ende der US-Sanktionen gefordert, im Gegenzug nur in Aussicht gestellt, sein Atomzentrum in Yongbyon zu schließen. Darauf wären die USA womöglich eingegangen, wäre Kim bereit gewesen, noch eine weitere Atomanlage stillzulegen. Das war aber nicht der Fall.

Nordkoreas Außenminister: "Realistisches Angebot"

Von anderen angeblichen Verhandlungszielen – einem formellen Friedensschluss für den Koreakrieg, der Überstellung von Gebeinen Kriegsgefangener aus dem Koreakrieg und der Eröffnung von Kontaktbüros im jeweils anderen Staat – war nach Ende der Gespräche keine Rede mehr.

Pjöngjang habe der US-Delegation einen "realistischen Vorschlag" unterbreitet und keine vollständige Aufhebung der Sanktionen gefordert, sagte der nordkoreanische Außenminister Ri-yong Ho allerdings am Donnerstagabend (MEZ) nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap. Nordkorea sei bereit, die Atomanlage Yongbyon stillzulegen, wenn die USA im Gegenzug einen Teil der Strafmaßnahmen zurücknähmen. Damit widersprach der Außenminister den Aussagen Trumps.

Vorbei sei es aber nicht mit der Entspannung, versuchte Trump bei der Pressekonferenz zuvor zu betonen. Man sei im Guten auseinandergegangen und habe einander beim Abschied die Hand gereicht. Die Militärmanöver der USA mit Südkorea sollen vorerst nicht wiederaufgenommen werden, deutete Trump an. Auch soll Kim in den Gesprächen gesagt haben, dass das Moratorium für Atom- und Raketentests weiter gültig sei. Allerdings schien Trump nicht ganz überzeugt zu sein, ob diese Zusicherung auch nach dem Scheitern der Gespräche noch gültig ist.

Lob für den Diktator

Die Aufgabe, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen, soll Arbeitsgruppen zukommen. Trump bemühte sich bei seiner Pressekonferenz, diesen mit warmen Worten für "den großartigen Führer" Kim nicht im Wege zu stehen.

Dass er dabei aber auch Kims Verantwortung für den Tod des in Nordkorea gefolterten US-Bürgers Otto Warmbier herunterspielte, sorgte für hochgezogene Augenbrauen: Trump sagte, der nordkoreanische Diktator habe von der Sache "sicher nichts gewusst". Überhaupt seien "Gefängnisse eben ein harter Ort", beschied Trump über Nordkoreas System an Konzentrationslagern. Dort sitzen aktuell mindestens 50.000 Menschen ein, in vielen Fällen aus Sippenhaft.

Katastrophe für Seoul

Während Trump nach dem Gipfel Hanoi eilig verließ, wollte Kim noch bis Samstag in Vietnam bleiben. Geplant waren Besuche bei den formell kommunistischen Gastgebern und Fabrikführungen. Konkrete Reaktionen aus der nordkoreanischen Delegation sind allerdings selten – sie waren nicht erwartet worden.

Zu Wort gemeldet hat sich allerdings in der Zwischenzeit die Regierung von Südkoreas Präsident Moon Jae-in. Er nannte das vorläufige Scheitern des Gespräche "bedauerlich", Seoul hoffe aber auf weitere Diskussionen in der Zukunft. Wichtig sei, dass man in den Verhandlungen deutlich weiter gekommen sei als bisher. Dass man über ein Ende der Sanktionen auch nur gesprochen habe, zeige, dass die Diskussionen auf einer "neuen Ebene" stattfänden. Die warmen Worte können freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass der gescheiterte Gipfel für Moon – den Trump erst via Telefon aus der Air Force One persönlich informierte – eine politische Katastrophe darstellt. Er hatte eigentlich wenige Tage nach dem Treffen ehrgeizige Pläne für eine neue Beziehung zu Nordkorea vorstellen wollen. (Manuel Escher, 28.2.2019)