Frauen und Afrika in Fernsehfilmen: ein schwieriges Verhältnis. Sehr oft zieht es die weiße Lady ins "Herz der Finsternis". Fast immer ringt dort das Weib mit sich selbst, fast immer vor den Augen der zumeist hilfsbedürftigen und trotzdem gutgelaunten indigenen Bevölkerung. Daneben ist viel Platz für schöne Farben, lachende Menschen, traumhafte Sonnenuntergänge und stimmige Töne von der Buschtrommel.

Speziell Deutschland tat sich in dieser Disziplin hervor. Vor rund zehn Jahren gab es eine regelrechte Afro-Kitschwelle: "Afrika, wohin mein Herz mich trägt", "Mein Traum von Afrika", "Afrika, mon amour". Klischeebilder des Kontinents liefert Hollywood zuhauf, nachzusehen bei "Hatari" und "Tarzan" bis zu "Tod auf dem Nil" und – bei aller Liebe: "Jenseits von Afrika". Romantische Verklärung wurde zuletzt am Marvel-Blockbuster "Black Panther" kritisiert.

Foto: Amazon

Freundlich und gut sind die Afrikaner in der Abenteuerserie "The Widow" – ab 1. März auf Amazon – zunächst nicht, wie sich an der Eingangsszene erkennen lässt, und die Serie ist auch nicht der Romantikkitsch à la Neubauer und Ferres, sondern konfrontiert eine Frau mit Krieg, Verschwörung und Gefahr. Schauplatz dessen ist der Kongo, der Krieg hat das Land fest im Griff. Soldaten – auch Kindersoldaten – tragen Waffen und marschieren durch den Dschungel – singend, natürlich: "Samba samba." Im falschen Film?

Auf nach Kinshasa

Szenenwechsel: Wales, zivile Gesellschaft. Bei Georgia Wells (Kate Beckinsale) geht wieder einmal gar nichts. Beim Wandern auf den Klippen stolpert sie über einen Stein und schlägt sich das Schienbein blutig, das Auto springt nicht an, im Spital kann sie nicht wie früher "verheiratet" ankreuzen. Denn Georgias Ehemann ist vermisst, nach einem Flugzeugabsturz auf dem Weg nach Kinshasa. Die Witwe trauert – bis sie in den Nachrichten einen Bericht über den Krieg im Kongo sieht und dort ihren Mann zu erkennen glaubt. Auf nach Kinshasa.

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Geschrieben haben "The Widow" Harry und Jack Williams für Amazon und das britische ITV. In acht Folgen begleiten wir Georgia Wells bei ihrer Reise in die Vergangenheit, die wieder der Selbstfindung einer Frau dient, die ein Selbstfindungserlebnis zelebriert und dabei in ein – eh klar – mörderisches Komplott gerät. Parallel dazu wird die Geschichte eines blinden Mannes erzählt, der sich als Überlebender des Flugzeugabsturzes ausgibt und sich seiner ebenfalls blinden Gefährtin anvertraut, was zumindest vorläufig das spannendere Mysterium scheint.

Das Bild von der "starken Frau"

DER STANDARD sah zwei Folgen von acht – keineswegs genug, um eine endgültige Kritik abzugeben, aber bis dahin ist "The Widow" eine zähe Rätselrally, die auf das Bild der geprüften Heldin setzt und die als Kulisse ein stereotypes Afrikabild bemüht.

Die Geschichte einer Frau, die durch tiefe Täler schreiten muss, hat Amazon seit kurzem in "Homecoming" mit Julia Roberts intensiver und glaubwürdiger im Programm. Heldinnen, die wie in Entwicklungsromanen an schweren Aufgaben reifen, soll es geben und gerne auch in Serien. Aber bitte nicht so abgedroschene Afrikabilder als Kulisse. (prie, 1.3.2019)