Die Wiener Schauspielerin Mathilde Graf wohnt seit kurzem in einem alten Haus im 18. Bezirk. Die Küche ist schon eingerichtet, und die Lampenschirme hängen bereits. Der Rest ist aber noch Baustelle.

Ich bin gerade erst frisch in dieses alte Haus gezogen, in dem vor fast hundert Jahren eine Familie mit ihren Dienstboten gewohnt hat. Heute gibt es hier mehrere Wohnungen. Die Planung der Zimmer haben mein Lebensgefährte und ich gemacht. Große Handwerkerin bin ich zwar keine, aber ich war etliche Male im Baumarkt, um Farbe nachzukaufen. Für 123 Quadratmeter braucht man ganz schön viel davon.

"Wenn ich abends nach Hause komme, gehe ich zuerst in die Wohnküche." Schauspielerin Mathilde Graf in ihrer Wohnung, in der noch nicht alles fertig ist.
Foto: Lisi Specht

Die Wohnküche und das Bad sind schon seit Wochen drin. Das ist das Wichtigste, denn ich liebe Kochen. Besonders freut mich, dass ich jetzt währenddessen meiner neunjährigen Tochter beim Hausaufgabenmachen zusehen oder mich mit Gästen unterhalten kann. Das ging in meiner alten Wohnung nicht, weil Küche und Wohnzimmer dort verwinkelt waren. In die Ecke kommt noch eine dunkelgrüne Couch mit Holz- und Stahlelementen, und auf die andere Seite ein massiver Holztisch, an dem wir essen können. Der Rest der Wohnung hat eher noch den Charme einer Baustelle, denn der geplante Einzug hat sich sehr verzögert.

Wir haben versucht, besondere Elemente der alten Räume zu erhalten: Das Kinderzimmer hat ein ganz kleines hochkantes Doppelfenster, das früher Teil der Speis war. Es gibt auch ein eigenes Arbeitszimmer für mich. Den ehemaligen Dienstboteneingang dort haben wir durch ein großes Fenster ersetzt, damit ich mehr Licht habe. Hier kann ich Texte lernen und mich zurückziehen.

Foto: Lisi Specht

Besonders stolz bin ich auf die rosé-rostfarbenen französischen Lampenschirme aus Metallstreben. Normalerweise hängt man Lampenschirme erst zum Schluss auf, aber das konnte mir nicht schnell genug gehen, da ich sehr detailverliebt bin.

Ich mag moderne, helle Möbel und viel Licht in der Wohnung. Schön ist auch der Blick in den großen Garten. Hier bin ich voll und ganz in meinem Wohntraum angekommen. Vom Haus am Meer träume ich nicht, weil ich nicht immer an denselben Ort reisen will. Außerdem bin ich ein sehr häuslicher Typ und genieße es, dass hier in der Umgebung mehrere gute Freundinnen wohnen, mit denen ich abends gerne ausgehe. In der Umgebung gibt es ein paar wirklich gute Lokale.

Ich bin hier sehr verwurzelt, weil ich in dem Viertel aufgewachsen bin. Weit weg habe ich ohnehin nicht gewohnt, meine alte Wohnung war auch im 18. Bezirk, aber in Gürtelnähe. Das Zuhausesein genieße ich deswegen so sehr, weil ich bei Dreharbeiten im Ausland manchmal wochenlang nicht hier bin. Auch wenn ich in Wien drehe, verlasse ich manchmal gegen vier Uhr früh das Haus und komme erst spät wieder zurück. Dafür gibt es dann wieder Phasen, in denen ich mehrere Tage am Stück daheim bin.

Foto: Lisi Specht

Meine Texte kann ich am besten in vertrauter Umgebung lernen. Allerdings ist es schräg, sich zu Hause in Rollen hineinzufühlen, die so gar nicht meinem eigenen Charakter entsprechen.

Ich bereite mich gerade auf eine Frauenrolle in einem Thriller vor. Das ist ein wirklich böser Charakter, der eine ganz grausame Seite zeigt. Um mich mental zu stärken, habe ich mir einen Thriller wöchentlich verordnet. Jetzt geht es in meiner Wohnung ziemlich gruselig zur Sache. Paradoxerweise übe ich parallel auch eine Rolle für eine witzige Kinokomödie. Das sind zwei völlig verschiedene Welten.

Wenn ich abends nach Hause komme, gehe ich meistens zuerst in die Wohnküche, koche etwas oder trinke ein Glas Wein. Besonders jetzt, weil der Rest der Wohnung noch etwas leer ist. Aber an diesem Lieblingsplatz wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern. (4.3.2019)