Wien – Der Klimawandel wird auch in unseren Breiten vielfältige Auswirkungen haben – einen Aspekt hat das Expertenforum "Klima.Schnee.Sport" genauer untersucht: die Folgen für den Wintersport in den Alpen. Insgesamt werde es künftig weniger Schnee geben, das betreffe vor allem die Schneebedeckung im Spät- und im Frühwinter, heißt es in dem Positionspapier, das die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) veröffentlichte.

Das Expertenteam von 14 Klima- und Sportforschungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erarbeitete das Papier, das den aktuellen Forschungsstand zum Thema "Wintersport und Klimawandel" zusammenfasst und gesicherte Erkenntnisse sowie Wissensdefizite definiert. Aus Österreich waren neben der ZAMG das Institut für interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das Institut für Geographie der Uni Innsbruck und das Schneezentrum Tirol am Management Center Innsbruck beteiligt.

Kürzeres Zeitfenster für künstliche Beschneiung

Unter anderem waren sich die Experten einig, dass die Jahresmitteltemperatur im Alpenraum und in den Mittelgebirgen bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens weitere zwei Grad Celsius steigen wird. Die Zunahme der Temperatur betrifft alle Jahreszeiten. Nur durch Umsetzung von tief greifenden Maßnahmen zur Emissionsreduktion, wie im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 vorgesehen, könne dieser Wert unterschritten werden.

Dabei ist der Klimawandel für den Wintersport in seiner touristischen und spitzensportlichen Ausprägung unauflöslich verbunden mit veränderten Rahmenbedingungen und Unsicherheiten, stellten die Forscher fest. "Als Folge der Erwärmung wird die für den Schneesport geeignete natürliche Schneedecke langfristig, bis 2100, bis in mittleren Lagen im Alpenraum und in den Mittelgebirgen weiter zurückgehen", sagte Marc Olefs, Leiter der Abteilung Klimaforschung an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

"Dabei verkürzt sich die Dauer der Schneebedeckung im Spätwinter um Wochen, etwas weniger stark auch im Frühwinter. Die eigentlichen wintertouristischen Kernmonate Jänner und Februar sind geringer betroffen. In diesem Zusammenhang ändern sich ebenfalls die klimatologischen Rahmenbedingungen für die technische Schneeerzeugung. Anzahl und Dauer der potenziellen Zeit für künstliche Beschneiung werden sich verringern", so der Forscher.

Prognosen für nähere Zukunft schwierig

Aussagen zur näheren Zukunft (bis 2050) sind den Experten zufolge schwieriger zu treffen, denn die zum Teil hohe natürliche Klimavariabilität überlagere den langfristigen Trend. Diese starken Schwankungen können den auch bis 2050 stattfindenden allmählichen Anstieg der mittleren Temperatur markant überlagern. "Die Kombination aus Variabilität und kontinuierlicher Erwärmung führt jedoch dazu, dass es immer wieder neue Temperaturmaxima geben wird. Beim Niederschlag ist die Variabilität besonders hoch und es lassen sich daher auch derzeit nur schwerlich klare Trends ausmachen", sagte Olefs.

Gleichzeitig entwickle sich das System Wintersport, auf das der Klimawandel einwirkt, mit seinen Produkten und Angeboten fortlaufend weiter, so die Forscher. Wintersportverbänden, Wintersportorten, Bergdörfern und Seilbahnbetreibern biete sich auf dieser Basis die Chance, sich aktiv an der gesamtgesellschaftlichen Herausforderung "Klimawandel" mit entsprechenden Maßnahmen zur Anpassung an die Folgewirkungen und Minderung der Treibhausgas-Emissionen zu beteiligen.

"Zur Sicherung und Weiterentwicklung des Wintersports werden technologische, organisatorische Innovationen und Diversifikation der Angebote nötig sein", hieß es in der ZAMG-Aussendung. So müsse die Nutzung erneuerbarer Energien gestärkt und die Energie- und Ressourceneffizienz in allen Sektoren des Wintersports gesteigert werden. (APA, red, 3.3.2019)