Es gibt ihn noch, den reichen nigerianischen Prinzen, der einen per E-Mail unter einem Vorwand an seinen Millionen teilhaben lassen will – freilich nur, wenn man ihm zuvor einen gewissen Geldbetrag überweist. Die Masche ist zwar schon recht alt, dennoch konnte die US-Polizei vor gut einem Jahr einen Mann dingfest machen, der an 269 solcher Betrugsfälle beteiligt gewesen sein soll. Es handelt sich dabei übrigens um einen 67-jährigen weißen Amerikaner.

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Wer ausschließlich den Geldschein fest im Blick hat, läuft Gefahr, die dahinterstehenden Mechanismen falsch einzuordnen.
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In der Regel sind die Methoden inzwischen wesentlich ausgefeilter, wie der erst am Dienstag aufgeflogene Fall von Anlagebetrug in ganz Europa und damit auch Österreich zeigt. In Bulgarien und Tschechien wurden dazu laut Polizeiangaben konzernähnliche Strukturen aufgezogen, mit Callcentern und eigens entwickelter Software für den Anlagebetrug samt Kunden- bzw. Opferverwaltung. Mit dieser professionell wirkenden Organisation sollen über diverse Online-Anlageplattformen geschätzte 100 Millionen Euro pro Jahr von Anlegern ergaunert worden sein.

Unrealistische Versprechen

Eines haben die professionellen Abzocker mit dem vermeintlichen reichen Prinzen gemeinsam: Sie ködern wildfremde Personen mit dem Versprechen, rasch und mit wenig Aufwand oder Risiko an eine große Summe Geld zu gelangen. An diesem Punkt sollten Interessierte aber zum ersten Mal stutzig werden. Wieso sollte jemand so etwas machen? Und woran kann man erkennen, ob ein Angebot auch tatsächlich seriös ist? Ein Überblick:

· Realistisch bleiben Konsumentenschützer Bernd Lausecker vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) empfiehlt, bei Veranlagungen allzu hohe Gewinnversprechen kritisch zu hinterfragen, denn: "Was zu gut klingt, ist es meistens auch." Die in Aussicht gestellten Renditen müssen schließlich bei einem seriösen Angebot auch tatsächlich erwirtschaftet werden. Wird auf der betreffenden Plattform auch schlüssig erklärt, wie Gewinne erzielt werden sollen?

· Impressum Stets sollten Interessierte auf einer Plattform nach dem Impressum suchen. Fehlt dieses, dann heißt es: Finger weg. Allerdings fälschen Betrüger Lausecker zufolge oft das Impressum und verwenden Namen seriöser Firmen. "Wenn viel kriminelle Energie dahintersteckt, wird es ganz schwierig, Betrüger gleich zu erkennen", räumt der Konsumentenschützer ein. Ein allzu exotischer Firmensitz sollte aber stutzig machen, ebenso wenn sich auf der Website kein entsprechender Warnhinweis auf das Risiko einer Veranlagung befindet.

· Internetforen Als nächsten Schritt empfiehlt der Verbraucherschützer, im Internet bewusst in den zahlreichen Foren zu suchen, die betrügerische Websites auflisten. In diesem Fall kann man von anderen profitieren, die einer Plattform bereits auf den Leim gegangen sind. Das heißt im Umkehrschluss auch, dass Opfer von Anlagebetrug ihrerseits negativen Erfahrungen mit einer betrügerischen Website für andere zugänglich machen sollten – etwa in den Foren des VKI. Ebenso sollten sich Konsumenten nicht von von den Betrügern eingerichteten "Foren zur Selbstbeweihräucherung" täuschen lassen, in denen ein Anlageprodukt geradezu in den Himmel gelobt wird.

· Anfängliche Gewinne Zur Vorsicht erstmals einen geringen Betrag testweise zu investieren und erst später eine größere Summe funktioniert in der Praxis zumeist nicht. Denn ähnlich der "Masche von Hütchenspielern" würden Betrüger ihren Opfern in der Regel zuerst Anfangsgewinne vorgaukeln, um sie in Sicherheit zu wiegen. Erst danach beginnt die eigentliche Abzocke.

· Kein Geld nachschießen Gemäß einer alten Anlegerweisheit soll man schlechtem Geld kein gutes hinterherwerfen. Soll heißen, Aufforderungen Kapital nachzuschießen, um angefallene Verluste wieder aufzuholen, sollten Konsumenten keinesfalls nachkommen – und zwar auch bei seriösen Anbietern. Denn auch bei diesen ist das Risiko hoch, dass man weiteres Geld in ein Geschäftsmodell oder eine Anlagestrategie steckt, die grundsätzlich nicht funktioniert.

· Im Zweifel Finger weg Sollten Interessierten bei einem der Punkte Zweifel kommen, ob es sich um Betrug handeln könnte, empfiehlt Lausecker nachdrücklich, die Finger selbst von noch so verlockenden Angeboten zu lassen. Denn es gilt: Entgangene Gewinne schmerzen lange nicht so sehr wie tatsächlich eingetretene Verluste. Und bei betrügerischen Anlageangeboten ist in der Regel gleich das gesamte investierte Kapital dahin. (Alexander Hahn, 2.3.2019)