In Algeriens Hauptstadt Algiers gingen Tausende auf die Straßen.

Foto: RYAD KRAMDI / AFP

Algier – Bei den Protesten in Algerien gegen eine mögliche fünfte Amtszeit von Präsident Abdelaziz Bouteflika sind am Freitag 183 Menschen verletzt worden. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur APS am Samstag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Nach offiziellen Angaben starb eine Person infolge eines Herzinfarktes. Zehntausende Menschen waren allein in der Hauptstadt Algier auf die Straße gegangen und hatten Bouteflika, der am Samstag 82 Jahre alt wurde, aufgefordert, auf eine erneute Kandidatur für die Präsidentenwahl am 18. April zu verzichten. Doch Bouteflika ernannte APS zufolge stattdessen Abdelghani Zaalane zum neuen Leiter seines Wahlkampfes für eine fünfte Amtszeit.

Präsident laut Berichten in der Schweiz

Landesweit waren am Freitag Zehntausende Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen eine fünfte Amtszeit von Präsident Abdelaziz Bouteflika zu protestieren. Bouteflika hatte angekündigt, bei der Wahl am 18. April erneut für das Präsidentenamt kandidieren zu wollen. Der 82-Jährige ist gesundheitlich schwer angeschlagen und tritt kaum noch öffentlich auf. Seit einem Schlaganfall 2013 sitzt er im Rollstuhl und hat Probleme zu sprechen.

Derzeit hält sich Bouteflika nach Medienberichten zu medizinischen Untersuchungen in Genf in der Schweiz auf. Viele Algerier sehen in ihm nur noch eine Marionette von Militärs, Familienclans und der einflussreichen Wirtschaftselite des Landes.

Proteste weitgehend friedlich

Die landesweiten Proteste blieben nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur APS überwiegend friedlich. Auch Augenzeugen und Demonstrationsteilnehmer in der Hauptstadt Algier berichteten der Deutschen Presse-Agentur von friedlichen Protesten. Auf Videos und Fotos, die im Internet geteilt wurden, ist zu sehen, wie Demonstranten Blumen an die Sicherheitskräfte verteilten. Häufig skandierten die Menschen: "Polizei und Volk sind Brüder!" Daneben protestierten sie aber auch lautstark gegen eine fünfte Amtszeit und die "politische Mafia" des Landes.

Polizei setzt unter anderem Wasserwerfer ein

Vereinzelt kam es in Algier am Freitagabend zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas, Wasserwerfer und Gummigeschoße ein, als sich mehrere Hundert Demonstranten dem Präsidentenpalast näherten, wie Augenzeugen berichteten. Auf Videos ist zu sehen, wie Demonstranten Steine in Richtung Polizei warfen.

56 Polizisten und sieben Demonstranten wurden nach Angaben der Generaldirektion der Sicherheitskräfte bei den Zusammenstößen verletzt. 45 Demonstranten seien wegen Plünderungen und Vandalismus festgenommen worden.

Innenminister Nouredine Bedoui bestätigte am Samstag, dass eine Person gestorben sei. Ein 56-jähriger Mann habe einen Herzinfarkt erlitten, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur APS. Nach Angaben des Innenministers handelt es sich bei dem Verstorbenen Hassan Ben Khedda um den Sohn eines früheren algerischen Politikers. Der Innenminister ordnete eine Autopsie an, um die Todesursache definitiv zu klären. (APA, Reuters, 2.3.2019)