Mit einem selbstironischen "Ich bin heute da!" startete Rendi-Wagner ihre mit Spannung erwartete Rede.

Foto: APA/EXPA/Johann Groder

"Hans Peter und Schorsch" – Doskozil und Dornauer – würden mit ihren Alleingängen dem Zusammenhalt in der SPÖ zuwiderhandeln.

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Innsbruck – Pamela Rendi-Wagner hat versucht, beim Landesparteitag der Tiroler Sozialdemokraten ein Machtwort zu sprechen. Die SPÖ-Bundesparteivorsitzende war am Samstag überraschend nach Innsbruck gereist, um der Wahl Georg Dornauers zum neuen Tiroler SPÖ-Landesparteivorsitzenden beizuwohnen. Mit einem selbstironischen "Ich bin heute da!" startete sie ihre mit Spannung erwartete Rede, in der sie ihre Führungsrolle unter Beweis stellen und die Genossen wieder auf Kurs bringen wollte.

Die Diskussionen der vergangenen Woche hätten der SPÖ nicht genutzt, sagte Rendi-Wagner unmissverständlich in Richtung des burgenländischen Landeshauptmannes Hans Peter Doskozil und dem Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer. Beide saßen dabei direkt vor ihr und lauschten der Schelte der Chefin andächtig. Konkret ging es um Doskozils Diskussionsbereitschaft zu den Sicherungshaftwünschen des Innenministers und Dornauers medial artikuliertes Begehren, als Landesparteichef in den SPÖ-Bundesgremien sitzen zu wollen. Dies hatte ihm die Bundeschefin nach seinem sexistischen Sager gegen die Tiroler Soziallandesrätin, die er sich "nicht in der Horizontalen vorstellen" wollte, ausdrücklich verwehrt.

Dornauer und Doskozil unbeeindruckt

Rendi-Wagner beschwor immer wieder den Zusammenhalt als Grundvoraussetzung für den künftigen Erfolg der SPÖ. Doch "Hans Peter und Schorsch" würden mit ihren Alleingängen genau dem zuwiderhandeln. Eine Diskussion über persönliche Freiheitsrechte, in die Doskozil eingestimmt hat, habe in der Sozialdemokratie keinen Platz, stellte sie klar. Doch der Burgenländer schien davon unbeeindruckt. Einerseits fühle er sich falsch verstanden, andererseits bleibe er bei seiner, auch in dieser Zeitung artikulierten Meinung zum Thema, sagte er nach Rendi-Wagners Rede.

Dornauer zum neuen Tiroler SPÖ-Chef gewählt.
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Auch Dornauer zeigte sich von den klaren Worten der Bundesparteivorsitzenden – die von vielen Tiroler Genossen als "klare Watschen für den Schorsch" gewertet wurde – unbeeindruckt. Als Absage an seine Wünsche habe er dies nämlich nicht verstanden, obwohl Rendi-Wagner unmissverständlich sagte, dass es keine Diskussion mehr dazu gäbe. Er werde das Thema in den kommenden Monaten trotzdem wieder mit ihr besprechen: "Aber nicht über die Medien."

Protest gegen Doskozil

Bei der Basis, die ins Innsbrucker Haus der Musik gekommen war, um Dornauer als neuen Landesparteivorsitzenden zu bestätigen, kamen Rendi-Wagners deutliche Worte gut an. Sie erntete Standing Ovations und frenetischen Jubel. Doskozil wiederum wurde mit verhaltenem Applaus empfangen und einige Genossen hatten Protestschilder vorbereitet und hielten diese während seiner Rede hoch. Darauf wurde er für seine Beiträge zur Sicherungshaft-Debatte getadelt.

Die rote Tiroler Basis zeigte Burgenlands Hans Peter Doskozil, was sie von seinen Beiträgen zur Sicherungshaft-Debatte hält.
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Dornauer wiederum entschuldigte sich am Rednerpult erneut für seinen "Horizontalen-Sager", der seiner "Spontanität und Flapsigkeit" entsprungen sei, und bat um ein deutliches Votum. Er trat ohne Gegenkandidaten an, weshalb das Wahlergebnis auch als Stimmungstest verstanden werden kann. Ein schlechtes Ergebnis würde lediglich den politischen Gegnern in die Hände spielen, warnte Dornauer. Unterstützung erhielt er – trotz vorangegangener Schelte – auch von Rendi-Wagner, die alle Genossinnen und Genossen dazu aufrief, Dornauer mit ihrem Vertrauen auszustatten.

Dornauer mit 85 Prozent zum Chef gewählt

Angesichts der internen Debatten wurde der eigentliche Grund für das rote Gipfeltreffen in Innsbruck, die Wahl Dornbauers zum Landesparteivorsitzenden, beinah zur Nebensache. Im Endeffekt nahm sich die Tiroler Basis die Aufforderung Rendi-Wagners aber offenbar zu Herzen und wählte Dornauer mit 85 Prozent der Stimmen zum neuen Landeschef. Dieser zeigte sich ob der Zustimmungsrate erleichtert. (Steffen Arora, 2.3.2019)