Kairo – Nach fest sechs Jahren im Gefängnis ist der ägyptische Fotoreporter Mahmud Abu Zeid (Seid) wieder frei. Seid, der unter seinem Künstlernamen Shawkan bekannt ist, habe am Montagmorgen eine Polizeiwache im Kairoer Stadtteil al-Haram verlassen und sei nun wieder zu Hause, teilte sein Anwalt Taher Abul Nasr mit.

Shawkan (Shaukan) wurde jedoch unter strengen Auflagen freigelassen: Er muss sich fünf Jahre lang jeden Abend in der Polizeistation melden und dort übernachten. Laut Amnesty International muss er somit täglich zwölf Stunden in der Polizeistation verbringen. Amnesty-Nordafrika-Kampagnenleiterin Najia Bounaim sprach in einer Aussendung am Montag von "lächerlichen" Vorschriften und forderte ihre sofortige Aufhebung. Shawkan hätte "nicht einmal eine Minute hinter Gittern verbringen dürfen, geschweige denn fünfeinhalb Jahre", kritisierte sie.

Mit World Press Freedom Prize ausgezeichnet

Auch das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) forderte die ägyptischen Behörden auf, den "schändlichen Umgang" mit dem Fotografen zu beenden und die Auflagen für seine Freilassung vollständig aufzuheben. Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen hatten sich für Shawkan eingesetzt, auch in Österreich hatten sich tausende Menschen an einer entsprechenden Kampagne beteiligt. Im vergangenen April erhielt er den "World Press Freedom Prize" der UNO-Kulturorganisation UNESCO.

Shawkan war im August 2013 festgenommen worden, als er über die blutige Niederschlagung einer Demonstration in Kairo berichtete. Bei den Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Anhängern des gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi wurden hunderte Menschen getötet.

Shawkan musste sich wegen Mordes und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor Gericht verantworten. Ihm drohte die Todesstrafe. Im September 2018 wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt, aber wegen Abstimmungsproblemen mit der Strafvollzugsbehörde nicht sofort freigelassen. 75 seiner mehr als 700 Mitangeklagten, darunter führende Mitglieder von Mursis Muslimbruderschaft, wurden zum Tode verurteilt. (APA/AFP, 4.3.2019)