Wolfgang Hollegha vor einigen Jahren in seinem Atelier

Foto: Gabi Wimmer, Galerie Ulysses

Wien – Bunte Kleckse, die der Abstraktion in Österreich zum Durchbruch verholfen haben: Als einer der prägenden österreichischen Maler des 20. Jahrhunderts hat Wolfgang Hollegha seit sechs Jahrzehnten seine unverkennbare, farbenprächtige Handschrift etabliert. Am Montag (4. März) feiert er seinen 90. Geburtstag – und malt unermüdlich weiter, wie es aus der Galerie Ulysses heißt.

Dort plant man für 2020 eine Ausstellung mit neuen Werken, an denen der Künstler derzeit arbeitet. Anlässlich des Geburtstags steht derzeit das Werk "Rote Wurzel" im Schaufenster der Wiener Galerie. Einen Überblick über Holleghas Schaffen bieten in weiterer Folge gleich mehrere Ausstellungen: Das Museum Liaunig plant im Frühjahr eine Hollegha-Schau aus den Sammlungsbeständen, im Sommer folgt rund um die Salzburger Festspiele eine Präsentation in der Salzburger Galerie Welz. Im Herbst sind schließlich Werke aus der Sammlung Essl, der Albertina und der Strabag in einer gemeinsamen Ausstellung im Kunstforum der Strabag zu sehen.

"Man sieht die Dinge nicht geometrisch"

Seit 1961 lebt Hollegha in einem alten Bauernhaus am steirischen Rechberg. Dort, mitten im Wald, liegt sein Atelierturm. Es ist stets ein realer Gegenstand, meist ein kleines, fast zufälliges Stück aus dem Alltag oder aus der Natur, den Hollegha hier stundenlang betrachtet, abzeichnet und letztlich abstrahiert. Mit extrem dünnem Farbauftrag finden dann die Flecken an ihren Platz, lösen das Ding aus seiner Form und führen es in eine eigentümliche Bewegung über. "Ich male nicht geometrisch, weil man die Dinge nicht geometrisch sieht", lautet einer seiner Glaubenssätze. Gegenstände wie "2 Holzscheite und Mütze" erkennt man im fertigen Gemälde allerdings nur noch im Titel. "Ich gehe immer von der Natur aus. Sonst wäre das, was ich mache, willkürliches Geschmiere", zitiert die Journalistin Andrea Schurian den Maler in einer von der Galerie Ulysses verschickten Würdigung.

cinecraftTV

Wolfgang Hollegha wurde am 4. März 1929 in Klagenfurt geboren, der Vater war schon vor der Geburt gestorben, die Mutter bald danach. Bei der Schwester der Mutter im steirischen Frohnleiten – ganz nahe seiner heutigen Heimat – wuchs er auf. Nach der Matura in Graz besuchte er von 1947 bis 1954 die Akademie der bildenden Künste in Wien, studierte in der Meisterklasse Josef Dobrowsky und freundete sich mit Josef Mikl an. Gemeinsam mit Markus Prachensky und Arnulf Rainer gründeten die beiden 1956 die "Malergruppe St. Stephan" um den Kirchenmann und Kunstfreund Monsignore Otto Mauer, die den Siegeszug der expressiven Abstraktion in Österreich anführen sollte.

New Yorks Kunstkritiker Greenberg lud ihn zu Ausstellung mit Amerikas Abstrakten ein

Die Möglichkeit zu internationalem Ruhm bot sich rasch: 1958 erhielt Hollegha den Guggenheim-Preis, 1959 wurde er vom New Yorker Kunstkritiker Clement Greenberg entdeckt, der ihn zu einer Gruppenausstellung mit den Stars der abstrakten Malerei wie Morris Louis, Barnett Newman, Kenneth Noland und David Smith einlud. 1960 holte Greenberg den jungen Österreicher auch zu einer Einzelpräsentation nach New York. Zweimal, 1964 und 1966, stellte Hollegha im Guggenheim Museum aus. Trotz dieser Erfolge entschied sich der Künstler, nicht in New York, damals Zentrum der modernen Malerei, zu bleiben sondern kehrte nach Österreich zurück, kaufte seinen 400 Jahre alten Bauernhof und begann mit dem Bau seines 14 Meter hohen Sommer-Atelierturms in der Abgeschiedenheit.

1961 wurde Hollegha mit dem Carnegie-Preis Pittsburgh ausgezeichnet, 1964 präsentierte er sein Werk bei der "documenta III" in Kassel. Im Jahr darauf nahm er den Körner-Preis entgegen, 1967 folgte der Joanneums-Kunstpreis des Landes Steiermark, 1990 erhielt der Künstler die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold.

Von 1972 bis 1997 war Hollegha als Professor an der Akademie der bildenden Künste tätig, wo er zuletzt eine Meisterklasse für Malerei leitete. Er emeritierte gemeinsam mit Arik Brauer, Friedensreich Hundertwasser, Anton Lehmden und Josef Mikl. Holleghas Bilder sind heute in zahlreichen österreichischen Museen zu finden. In den Sammlungen der Bundesmuseen befinden sich insgesamt 74 Bilder des Künstlers. Mit 48 Werken hat die Albertina die größte Sammlung, 24 Arbeiten finden sich im Belvedere, zwei im Mumok. (APA, 4. 3. 2019)