Die Herren der Schöpfung sind bei Reinlichkeit und Pflege des Autoinnenraums konsequent, oder machen schlicht weniger Mist.

Foto: Christian Fischer

Neulich habe ich spioniert. Ich gebe es zu. Bei einem Rundgang in der Tiefgarage habe ich in picobello geputzte SUVs, geschniegelte Manager- und sportliche Familienkutschen geschaut, wie es denn um den Frühjahrsputz bei Garagengenossinnen und -genossen bestellt ist. Und ich musste feststellen: Die Herren der Schöpfung sind bei Reinlichkeit und Pflege des Innenraums konsequent.

Standard-Interieur

Oder sie machen schlicht keinen Mist, weil sie im Auto grundsätzlich nicht essen und trinken. Auch ihre Schuhe scheinen sie stets feinsäuberlich abzustreifen, denn auf den Teppichen (profane Gummimatten gehören in diesen Preisklassen nicht zum Standardinterieur) waren kaum Schmutz oder gar verbrauchte Parkscheine zu sehen. Von den lieben Kleinen, die ihre Kipferln ebenso mit Hingabe fein verteilen wie Zuckerlpapierln oder Getränkedosen, scheinen diese Fahrzeuge verschont zu sein. Falls doch nicht, fliegt der Abfall wahrscheinlich während der Fahrt aus dem Fenster (aber das ist jetzt eine bösartige Unterstellung).

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Auch mir ist der Zustand des Wageninneren nicht völlig egal. Ein Auto ist aber kein Kultobjekt, schon gar kein Wohnzimmer. Viel mehr als zuverlässige Beförderung muss es nicht bieten. Da hakt es zwar ab und zu bei meiner alten Reibe, aber wertvolle Lebenszeit in der Warteschlange vor Waschstraße oder Staubsaugeranlage vergeuden oder gar mit Spezialgerät ausrücken, wie es ein Staubsaugerhersteller empfiehlt? Da warte ich lieber auf den nächsten Regenguss. (Luise Ungerboeck, 5.3.2019)