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Der Felsendom auf dem Plateau des Tempelbergs in Jerusalem – einer der religiös-politischen heikelsten Orte der Welt.

Foto: REUTERS/Ammar Awad

Wieder einmal ist die Lage auf dem Tempelberg in Jerusalem angespannt: Für Freitag haben Vertreter der muslimischen Waqf-Stiftung, die das Heiligtum verwaltet, zu Protestgebeten vor den Eingängen aufgerufen. Sie wollen damit ihren Unmut über das von Israel ausgesprochene Zutrittsverbot für einige ihrer Mitglieder zum Ausdruck bringen. Israel ist für die Sicherheit auf dem Gelände zuständig.

Hintergrund des Streits ist der 2003 von Israel verriegelte Bereich Bab al-Rahma, auch "Goldenes Tor" oder "Tor des Erbarmens" genannt: Tausende muslimische Aktivisten hatten diesen kürzlich gestürmt und halten ihn seither besetzt. Gebetsteppiche wurden ausgelegt, auch ein Imam wurde Berichten zufolge mittlerweile für den Bereich benannt.

Als Reaktion hatte die israelische Polizei vor einer Woche mehrere Waqf-Vertreter vorübergehend verhaftet und ihnen am Sonntag zeitlich begrenzte Zutrittsverbote erteilt. Ihnen wird vorgeworfen, Bab al-Rahma geöffnet und tausenden Betenden Zutritt verschafft zu haben.

Öffnung als Sicherheitsrisiko

Israel hatte den Bereich vor mehr als 15 Jahren geschlossen, da die Organisation, die diesen verwaltete, Verbindungen zur Terrororganisation Hamas gehabt haben soll. Israels Sicherheitsbeamte sehen in der Öffnung weiterhin ein Sicherheitsrisiko. Die Waqf-Stiftung hingegen argumentiert heute, dass es die Organisation längst nicht mehr gebe und deren Mitglieder verhaftet worden seien.

Schon seit längerem hatte die muslimische Stiftung versucht, die Öffnung voranzutreiben. In der Woche vor der Stürmung kam es auf dem Tempelberg deshalb zu Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften.

Bereits zuvor zeichneten sich erste Veränderungen ab, als Jordanien – für die Waqf zuständig – deren Mitgliederzahl von elf auf 18 erhöhte und erstmals auch Vertreter der palästinensischen Autonomiebehörde und lokaler religiöser Kräfte einsetzte.

Heikler Ort

Warum es ausgerechnet jetzt zu den Anspannungen kommt, ist nicht eindeutig: Beobachter sehen die Furcht der Waqf vor einem Kontrollverlust über den Tempelberg als eine mögliche Erklärung. So habe die israelische Polizei immer wieder Renovierungsarbeiten verhindert, außerdem würden jüdische Besucher des Tempelbergs nicht mehr streng genug kontrolliert, heißt es in Medienberichten.

Nichtmuslime dürften zu bestimmten Zeiten den Tempelberg besuchen, allerdings dürfen sie dort nicht beten oder andere religiöse Rituale durchführen.

Der Tempelberg gilt als einer der politisch-religiös heikelsten Orte der Welt: Heute befindet sich dort die Al-Aksa-Moschee, eines der wichtigsten Heiligtümer der Muslime. Einst stand dort aber der jüdische Tempel.

Eine Gruppe jüdischer Aktivisten hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, dort einen neuen Tempel zu errichten. Der Status quo ist fragil, jede noch so kleine Veränderung brisant – wie 2017, als Israel nach einem Attentat Metalldetektoren an den Eingängen aufstellte. (Lissy Kaufmann aus Tel Aviv, 5.3.2019)