Ottawa – Kanadas Premier Justin Trudeau ist in der Affäre um angebliche Einflussversuche seines Büros auf die Justiz am Montagabend erneut massiv unter Druck geraten. Eine der bisher engsten Vertrauten des liberalen Politikers in der Regierung, die Ministerin für digitale Verwaltung Jane Philpott, erklärte aus Protest ihren Austritt aus der Regierung. Philpott erklärte in einem Schreiben, ihre "innersten Überzeugungen, ethischen Prinzipien und verfassungsmäßigen Verpflichtungen" würden es ihr nicht erlauben, länger im Kabinett zu verbleiben.

Wahl im Herbst

Der Rücktritt ist ein massiver Schlag für Trudeau, der sich im Herbst einer Wahl stellen muss. Die Affäre rund um angebliche Einflussversuche seines Büros, um Ermittlungen gegen das Bauunternehmen SNC-Lavalin zu stoppen, dauert schon Monate an. Sie hatte aber am 12. Februar an Fahrt gewonnen, als Justizministerin Jody Wilson-Raybould zurücktrat. Wilson-Raybould hatte zunächst keine Gründe angegeben, letzte Woche bei einer Parlamentsanhörung aber erklärt, sie sei von "dutzenden Regierungsvertretern" über Monate unter Druck gesetzt worden, die Nachforschungen zu beenden.

SNC-Lavalin wird vorgeworfen, zwischen 2001 und 2011 Schmiergelder in Millionenhöhe an die Familie des damaligen libyischen Machthabers Muammar al-Gaddafi gezahlt zu haben. Trudeau hat bisher jegliches eigenes Fehlverhalten abgestritten. (mesc, 4.3.2019 )