Das RONDO fragt anlässlich seines 20. Geburtstags fünf Kinder von Redaktionsmitgliedern nach ihrem Berufswunsch und wie sie sich ihr Leben mit 20 vorstellen. Die Liste reicht von Lego-Designer über Psychologin bis hin zum Präsidenten der EU-Kommission.

Im Kindergarten wollte ich noch Tierärztin werden, seit der Volksschule ist klar: Ich werde Ärztin. Warum das so ist, weiß ich nicht. Aber ich habe schon im Kindergarten mit Freunden leidenschaftlich gerne "gebrochene" Gliedmaßen verarztet. Vielleicht ist Grey's Anatomy schuld daran, dass dieser Berufswunsch noch immer besteht. Seit zwei Jahren schaue ich die Serie, da kommen besonders originelle und außergewöhnliche Fälle vor.

Nun bin ich bei der 13. Staffel angelangt. Ich finde die Idee toll, im Team zusammenzuarbeiten und jemanden zu retten. Mittlerweile bin ich aber ein wenig mehr in der Realität angekommen. Früher hat mich die Chirurgie interessiert, jetzt eher die psychischen Vorgänge, das ist sicher auch der Pubertät geschuldet.

Foto: Paul Kranzler

Am liebsten würde ich meine vorwissenschaftliche Arbeit in der Maturaklasse über die psychischen Auswirkungen von Scheidungskindern schreiben. Ich bin ja gewissermaßen Spezialistin, meine Eltern haben sich getrennt, als ich zwei Jahre alt war. Meine Mutter sieht diese Themenwahl eher skeptisch. Ich will jedenfalls später am liebsten Kindern und Jugendlichen helfen. Die Spezialisierung auf Probleme wie Magersucht, Essstörungen, Depressionen, die man in diesem Alter hat, reizt mich. Ich möchte aber weniger diagnostizieren, als zu diesen Leuten eine Beziehung aufbauen und helfen.

Mit 20 werde ich wahrscheinlich in Wien studieren, entweder Psychologie oder Medizin. Allein leben möchte ich nicht, entweder wohne ich in einer WG oder noch zu Hause. Zu meiner Mutter habe ich vielleicht auch wegen des ständigen Wechselns zu meinem Vater eine sehr enge Beziehung. Ich glaube ja, dass ich auch mit 20 alle zwei, drei Tage mit ihr telefonieren werde. Mit meinen Freundinnen bin ich sicher auch noch in Kontakt. Eine meiner Freundinnen will auch Psychologie studieren, mit ihr werde ich ganz sicher noch zu tun haben. Wir schmieden immer wieder Pläne, dass wir dann ein Stammcafé haben und uns zumindest einmal im Monat sehen.

Luisa posiert im Sigmund-Freud-Museum. Wenn sie erwachsen ist, will sie Jugendlichen mit Essstörungen oder Depressionen helfen.
Foto: Paul Kranzler

Im Moment habe ich keinen Freund, aber was nicht ist, kann ja noch werden. In der ersten bis zur dritten Klasse war das Thema Jungs ein sehr großes Thema, da wurde man gehänselt, wenn man sich geschrieben hat. Mittlerweile gibt es schon Leute in der Klasse, die seit einem halben Jahr in einer ernsthaften Beziehung sind, die knutschen dann auf dem Gang rum. Ich finde es nicht so schlimm, noch keinen Freund zu haben, eine Frau braucht ja nicht unbedingt einen Mann. Nur manchmal sehnt man sich natürlich danach, am Valentinstag zum Beispiel, wenn alle Rosen bekommen. Wenn ich einen Jungen kennenlernen würde, wäre das schön, aber ich mache mich jetzt nicht auf die Suche nach jemandem.

Feminismus

Mein Interesse für feministische Themen ist meiner Geschichte-Lehrerin zu verdanken. Sie ist um die dreißig und redet im Unterricht oft mit uns über Frauenrechte. Wir schreiben zum Beispiel ein politisches Tagebuch, in dem wir jeden Tag einen Eintrag machen, was in der Politik gerade passiert. Das beeinflusst mich und meine Freundinnen. Wir bestärken uns aber auch im Freundeskreis, wenn es um solche Themen geht.

Auf Instagram werde ich täglich auf den Klimawandel aufmerksam gemacht. Das hat damit zu tun, dass ich Seiten wie "feminist" oder "feminist equal rights" folge. Die posten nicht nur zu feministischen Angelegenheiten, sondern auch zu anderen Dingen. Mir werden mittlerweile schon in den Instagram-Werbeanzeigen T-Shirts mit dem Aufdruck "Help More Bees, Plant More Trees, Clean the Seas" angezeigt.

Foto: Paul Kranzler

Ich war zwar noch nie auf einer Demo zum Klimawandel, aber meine Freundinnen und ich versuchen, bewusst zu konsumieren, auch wenn es oft nur Kleinigkeiten sind. Wir shoppen secondhand und versuchen, Kunststofflöffel nicht wegzuwerfen. Vielleicht habe ich dieses Bewusstsein aber auch meinen Eltern zu verdanken, die kaufen auch beide "bio".

Mich interessieren natürlich auch andere Sachen. Mit zwölf oder dreizehn habe ich angefangen, mich zu schminken und Concealer und Wimperntusche aufzutragen. Damals habe ich viele Youtube-Videos geschaut. Ich liebe es nach wie vor, mich zu schminken. Das mache ich jeden Morgen, bevor ich in die Schule gehe. Am Wochenende verpasse ich mir gern aus Spaß ein aufwendiges Augen-Make-up. Eine Zeitlang hat mich der Vergleich mit Instagram-Postings von Mädchen aus der Schule sehr unter Druck gesetzt. Mittlerweile ist das nicht mehr so schlimm.

Luisa hat das Schminken über Youtube-Videos gelernt. Manchmal verpasst sie sich zum Spaß ein aufwendiges Augen-Make-up.
Foto: Paul Kranzler

Ich verbringe ungefähr 20 Stunden pro Woche am Handy, das erschreckt mich manchmal selbst. Andererseits bin ich so aber ständig mit meinen Freundinnen und Schulkollegen verbunden. Der Vorteil ist: Man ist sogar in den Ferien im Austausch und hat eine engere Beziehung. Das wird sicher auch helfen, nach der Schule in Kontakt zu bleiben. (Anne Feldkamp, RONDO, 8.3.2019)