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Auch Greenpeace macht immer wieder auf das Müllproblem in Italien aufmerksam.

Foto: AP/Simone Somekh

Rom/Straßburg – Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hat ein Verfahren gegen Italien wegen der illegalen Giftmüllentsorgung in der von der Camorra kontrollierten Gegend zwischen Neapel und Caserta aufgenommen, die als "Feuerland" bekannt ist. Der EGMR nahm einen dementsprechenden Antrag von Bürgern und Verbänden an, die ihr Recht auf Gesundheit gefährdet sehen, berichteten italienische Medien.

Die Kritiker behaupten, dass der italienische Staat ungenügende Maßnahmen zur Reduzierung der Risiken für die öffentliche Gesundheit ergriffen habe, obwohl er sich über die Gefahren im Klaren sei. Wegen illegaler Müllentsorgung sei in den vergangenen Jahren die Zahl der Krebserkrankungen in der Gegend besonders stark gestiegen. Betroffen seien vor allem Kinder.

Mafia-Einnahmequelle

Schätzungen zufolge wurden in den Jahren 1991 bis 2013 rund zehn Millionen Tonnen Industrieabfall in dem Landstrich verbrannt, obwohl offene Mülldeponien in der Europäischen Union verboten sind. Das Geschäft mit dem Mist ist seit dem Ende der 1980er-Jahre eine lukrative Einnahmequelle für die neapolitanische Mafia. Die Camorra lässt selbst giftige Abfälle wie Asbest, Lösungsmittel, Autoreifen und Kühlschränke auf den Feldern auskippen und zündet sie unterschiedslos an.

Der Begriff "Feuerland" leitet sich von den hunderten brennenden Mülldeponien ab, auf denen die Müllmafia, die sich mit der Giftmüllentsorgung bereichert, riesige Mengen von Haushalts- und Industrie- sowie Sonderabfall illegal ablagert und verbrennt. Internationale Aufmerksamkeit erfuhr die Region durch den Bestsellerautor Roberto Saviano, der in seinem Buch "Gomorrha" aus dem Jahr 2006 über die Camorra schrieb. Unternehmen im ganzen Land zahlen demnach lieber Schmiergeld an die Mafia, als seriöse Müllfirmen damit zu beauftragen, ihren Unrat zu entsorgen.

Durch diese Praxis werden nicht nur gesundheitsschädigende Gase freigesetzt, sondern auch die Erde und das Grundwasser verseucht. Viele Feldfrüchte sind mit Arsen und Schwermetallen belastet. (APA, 6.3.2019)