Rom – Nach dem Tod zweier afrikanischer Saisonarbeiter bei Bränden in einem Migrantenlager in San Ferdinando im süditalienischen Kalabrien in den vergangenen Wochen hat am Mittwoch die Räumung der Siedlung begonnen. 900 Menschen wurden in Flüchtlingseinrichtungen untergebracht.

600 Sicherheitskräfte sowie Personal der Caritas und des Zivilschutzes waren im Einsatz, berichtete das Innenministerium in Rom. 18 Busse brachten die Migranten in die Einrichtungen. "Nach Jahren leerer Worte wird die Siedlung endlich geräumt", meinte Innenminister Matteo Salvini per Twitter. In der Siedlung lebten Menschen, die auf den Feldern Süditaliens schwarz eingesetzt wurden.

Hungerlöhne

Die Siedlung in Kalabrien gehört zu den berüchtigtsten in Italien, es lebten dort hunderte Menschen in slumähnlichen Zuständen zwischen Plastikplanen ohne Strom, Wasser und Toiletten. Die Migranten kommen im Winter in die Gegend, um gegen Hungerlöhne Orangen zu ernten. Im Februar war ein 29-jährige Senegalese bei einem Brand ums Leben gekommen. Ebenfalls bei einem Feuer war im Dezember ein 18-Jähriger aus Gambia gestorben. Daraufhin hatte Salvini die Räumung angeordnet.

Die Schwarzarbeit in der Landwirtschaft generiere ein Milliardengeschäft, beklagen italienische Gewerkschaften. Erntehelfer werden für drei Euro pro Stunde ausgenutzt. Das Phänomen des "Caporalato", wie die Ausbeutung von Schwarzarbeitern auf den Feldern in Italien genannt wird, ist vor allem in den süditalienischen Regionen verbreitet. Ausländische Arbeitskräfte werden wie Sklaven in der Landwirtschaft eingesetzt und auch so behandelt. Zuletzt sind zwar die Strafen für die Ausbeutung von Schwarzarbeitern auf den Feldern auf bis zu sechs Jahre Haft erhöht worden. Die Kontrollen seien sind aber unzulänglich, kritisieren die Gewerkschaften. (APA, 6.3.2019)