Für Gareth Bale und Kollegen setzte es am Dienstagabend im Bernabeu den nächsten schweren Rückschlag.

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Die Akteure von Ajax Amsterdam erlebten hingegen einen "magischen Abend".

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Madrid/Amsterdam/Dortmund – "An einem halluzinierend schönen Abend erlebt Ajax das Wunder von Madrid", kommentierte die "Volkskrant" den Auftritt von Ajax Amsterdam in der Champions League vom Dienstag. Das 4:1 (2:0) im Achtelfinal-Rückspiel beim entthronten Titelverteidiger Real Madrid erinnerte an die glorreichen Zeiten des sechsmaligen Europacup-Siegers.

"Fußball total 3.0"

Von einem "wunderbaren Kunststück" schrieb der "Telegraaf". "Ajax gelang ein Wunder", titelte das "NRC Handelsblad": "Das war die beste Leistung einer niederländischen Mannschaft seit dem 5:1 der Nationalmannschaft bei der WM 2014 gegen Spanien." Das "Algemeen Dagblad" hatte einen "magischen Abend" erlebt. Und die "Volkskrant" erkannte beim Erfolg gegen den CL-Gewinner der vergangenen drei Jahre "Fußball total 3.0".

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Real hat mit dem Heimdebakel auch seine letzte Titelchance in dieser Saison verspielt. Dementsprechend hart gingen Spaniens Medien am Mittwoch mit dem Team ins Gericht. Die Sportzeitung "As" erwartete, dass nach der "Niederlage des Jahrhunderts Köpfe rollen werden".

"Ajax reißt Real das Herz heraus", schrieb "Marca" nach Reals höchster Heimschlappe in der Champions League. Einen "totalen Schiffbruch" attestierte "El Mundo Deportivo" dem Team von Santiago Solari, dessen Tage gezählt sein dürften, und bezeichnete die Niederlage gegen das stark aufspielende niederländische Team als "absolutes Fiasko".

Horror-Woche für Real

"Ich habe mich noch nie so schlecht gefühlt", gestand Verteidiger Dani Carvajal nach dem Match. "In dieser einen Woche ist alles gegen uns gelaufen." Denn innerhalb von nur sieben Tagen verspielte Real sämtliche Titelchancen. Das 0:3 zu Hause gegen den FC Barcelona am vergangenen Mittwoch im Halbfinal-Rückspiel des spanischen Cups war nur der Auftakt einer Horrorwoche. Es folgten die 0:1-Heimniederlage am Samstag gegen Barca, womit der Erzrivale in der Meisterschaft auf zwölf Punkte enteilte, und das erstmalige Aus im Champions-League-Achtelfinale seit neun Jahren, obwohl man das Hinspiel 2:1 gewonnen hatte.

Drei Heimniederlagen en suite hatte Real zuletzt vor 15 Jahren kassiert. Das frühe CL-Out ist die größte Blamage seit 20 Jahren: 1999 waren die Madrilenen im Viertelfinale mit Dynamo Kiew zuletzt an einer Mannschaft gescheitert, die nicht in einer der fünf europäischen Topligen spielt. Durch den Sieg von Ajax liegen die Niederlande in der Fünfjahreswertung der Uefa wieder unmittelbar vor Österreich auf Platz elf.

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Amsterdams Matchwinner war Dusan Tadic, der die ersten beiden Tore mustergültig aufgelegt und vorbereitet hatte, ehe er das 3:0 selbst erzielte. "Das war wohl das beste Fußballspiel meiner Karriere", sagte der 30-jährige Serbe. "Wir haben den besten Klub der Welt geschlagen. Ich bin sehr stolz, wir haben viele Leute heute Nacht sehr glücklich gemacht."

Dortmund ohne Durchschlagskraft

Im Gegensatz dazu war das Ausscheiden von Borussia Dortmund nach dem 0:3 im Hinspiel bei Tottenham Hotspur erwartet worden. Das Team von Lucien Favre versuchte zwar von Beginn weg alles, um das Wunder noch zu schaffen, doch dafür fehlte die Durchschlagskraft im Abschluss. Deshalb durften am Ende wieder die Gäste jubeln, die nach einem Tor von Harry Kane (49.) 1:0 gewannen.

Für die Dortmunder gab es trotzdem keine Pfiffe, sondern Applaus von der mächtigen Südtribüne. Damit quittierte der Anhang den leidenschaftlichen Auftritt in der ersten Hälfte, in der 20 Schüsse, 62 Prozent Ballbesitz und eine Passquote von 90 Prozent nicht den Erfolg gebracht hatten. "Natürlich war die Enttäuschung bei uns riesengroß", gestand Kapitän Marco Reus auf Sky, "aber was die Fans gemacht haben, war Weltklasse. Wir hatten Gänsehaut. Solche Momente geben uns viel Kraft."

Diese Energie werden die Dortmunder, die nur eines ihrer jüngsten acht Spiele gewonnen haben, in den kommenden Wochen brauchen. Denn binnen eines Monats haben sie sich aus dem DFB-Pokal verabschiedet, ihren großen Vorsprung in der Bundesliga und den Einzug ins Viertelfinale der Champions League verspielt. Nun gilt die volle Konzentration der Meisterschaft, die man punktegleich mit Bayern München nur aufgrund der besseren Tordifferenz anführt. (APA, 6.3.2019)