Verführer Alex in "Temptation Island".

Foto: RTL

Die Zeiten, in denen via TV nach der vermeintlich großen Liebe gefahndet wurde, sind vorbei. Heute prüft man auf diesem Weg lieber, ob man den bereits insta-official zum Meins-meins-Meins! erklärten Partner nicht doch besser wieder entliken, äh, abstoßen sollte.

"Temptation Island – Insel der Versuchung" nennt sich das dafür geschaffene Format des auf feinsinnige Sozialexperimente spezialisierten Arthouse-Senders RTL, ab Mittwoch um 20.15 Uhr auf RTL. Vier Paare stellen ihre Beziehung auf die Probe. Ehe sie zusammen eine Eigentumswohnung kaufen, nach Mexiko auswandern oder einen Paar-Rabatt bei "FitInn" beantragen, unterziehen sie ihre Liebe via RTL einem letzten Treuetest.

Zwei Wochen im Luxusressort

Dafür werden sie für zwei Wochen in ein Luxusressort auf Thailand gesperrt, gendergerecht in zwei Villen aufgeteilt und dann mit (so bezeichnet sie der Off-Sprecher konsequent) je elf "sexy Singles" (Botox- und Bizepsberge, unterscheidbar nur durch Bräunungsgrad und Extensionslänge) konfrontiert. Deren entwürdigender Daseinszweck: Sich an die Vergebenen ranzufummeln und den Beweis zu erbringen, dass die #couplegoals-Galerie auf Instagram schleunigst mit #delete versehen werden muss.

Sollte es darüber hinaus noch Feinheiten im schmierigen Regelwerk auf Knickknack-Eiland geben, so sind sie bislang zumindest nicht bekannt. Nur leider hat RTL das Kalkül ohne seine Delinquenten gemacht: Vom Beischlafdrang ist hier trotz Alkoholzufuhr und Kondom-Drapage keiner gebeutelt.

Die Männer starren lieber auf ihre eigenen Oberarme als auf die Schlauchbootlippen der Verführerinnen, die Frauen winden sich bei Gesprächseröffnungen wie "Hammer-Body haste, ne!" merklich unwohl. "Ich werd‘ die Kerle mit ein bisschen touchy-touchy aus der Reserve locken," kündigt eine an. Ein Glück. Man stelle sich vor! Für RTL gäbe es nichts Schlimmeres, als einen bestandenen Treuetest. Das wäre Anticlimax auf allen Ebenen. (Nana Siebert, 6.3.2019)