Wien – ÖBB-Chef Andreas Matthä gibt die Hoffnung nicht auf, den nach dem Ausstieg des Transportunternehmens Quehenberger wieder im Alleineigentum der Bahn stehenden Dauerverlustbringer Stückgut doch noch loszuschlagen. "Die Braut ist gar nicht so unhübsch", sagte der ÖBB-Holding-Generaldirektor im Klub der Wirtschaftspublizisten über die Tochter Q-Logistics.

Die Schönheit freilich liegt im Auge des Betrachters. Sie müsste im Fall einer neuerlichen Verpartnerung jedenfalls durch eine ordentliche Mitgift aufgebessert werden. Denn zwei Jahre nach dem als Neustart gefeierten Gemeinschaftsunternehmen braucht das seit Dezember wieder im Alleineigentum der ÖBB stehende Vehikel Kapital. Über die Geschäftszahlen im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 schweigt sich der ÖBB-Chef mit Verweis auf die nahende Bilanz-PK aus.

Wildes Fahrwasser

Die im Firmenbuch veröffentlichte Bilanz 2017 lässt erahnen, in welchem Fahrwasser sich die neu geformte Q-Logistics in ihrem ersten Jahr befand. Das Eigenkapital war negativ, es drehte – auch aufgrund massiver Firmenwertabschreibungen – von 15,1 auf minus 9,1 Millionen Euro, und der notorisch defizitäre Stückgutbereich brauchte Zusagen der Eigentümer und Banken, um die Zahlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten. "Es wurden liquiditätssichernde Maßnahmen getroffen, womit der Q-Logistics künftig zusätzliche finanzielle Mittel von mehr als 40 Millionen Euro zur Verfügung stehen", schrieb die Geschäftsführung im Lagebericht.

Den Rest erledigten Margenerosion sowie gestiegener Material- und Personalaufwand, die der von 200 auf 264 Millionen Euro gestiegene Umsatz nicht zu decken vermochte. Das bereits 2016 mit 13,5 Millionen Euro negative Ergebnis vor Steuern verdoppelte sich auf 26 Millionen, und der Jahresfehlbetrag weitete sich von 10,4 auf 24,7 Millionen aus. Er beläuft sich laut ÖBB-Insidern inzwischen auf 37 Millionen. Matthä machte zu den aktuellen Geschäftszahlen keine Angaben.

Blick ins Ausland

Dass sich der ÖBB-General eine Mehrheitsbeteiligung eines (ausländischen) Partners wünscht, der idealerweise noch nicht in Österreich präsent ist, ist vor diesem Hintergrund verständlich. Attraktiv sei die auf den Transport sperriger Güter wie Kühlschränken spezialisierte Stückguttochter aufgrund ihres "sehr relevanten" Marktanteils.

Internationalisieren nach Vorbild des Güterverkehrs will sich die ÖBB auch im Personenverkehr. Das sei aufgrund des Aktionsradius' in Österreich unumgänglich. Als kleines Österreich zentral in Europa gelegen könne man nur durch Internationalisierung wachsen. Die Geschäfte mit den von der Deutschen Bahn übernommenen Nachtzügen laufen nach Eigenangaben "sehr gut". Bereits heute endeten von knapp 300 ÖBB-Fernzügen täglich rund 160 außerhalb Österreichs. Im Unterschied zum Güterverkehr ist der ÖBB-Personenverkehr allerdings zu erheblichen Teilen – im Wege von Leistungsbestellungen von Bund, Ländern und Gemeinden – öffentlich finanziert. (ung, 7.3.2019)