Vor allem in den USA und Kanda war sie einst das zum Laden gewordene Synonym des Heimkinozeitalters. Die Videothekenkette Blockbuster betrieb in den Vereinigten Staaten zu ihrer Hochzeit kurz nach der Jahrtausendwende rund 5.000 Filialen. Im nördlichen Nachbarland waren es rund 3.000. Dazu kamen Stores in Lateinamerika, aber auch in Übersee war man tätig. Über 500 Filialen standen in Großbritannien, weitere gab es in Dänemark, Irland und Australien. Einzig in Deutschland kam man über einen Testlauf mit 20 Läden nie hinaus.

Ab 2004 geriet man jedoch zunehmend in finanzielle Turbulenzen. Neben Problemen im Management setzte auch das Internet dem Geschäft zu. Der digitale Filmvertrieb und das Aufkommen von Streamingdiensten ließ die Kundschaft schwinden. Es folgten Eigentümerwechsel, Insolvenzen und Massenschließungen. Wo einst 9.000 Videotheken unter dem "Blockbuster"-Banner operierten, gibt es nun nur noch zwei. Und bald wird die Filiale in Bend, Oregon, sogar die letzte ihrer Art sein.

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Ein mann macht ein "Selfie" vor dem nun letzten Blockbuster-Store der Welt.
Foto: AP

Letzter australischer Blockbuster macht dicht

Schon seit geraumer Zeit verfolgen Beobachter das Schicksal der letzten Videotheken der einst prestigeträchtigen Marke. Einen Mutterkonzern haben sie schon seit mehreren Jahren nicht mehr, stattdessen operieren sie als unabhängige Einzelhändler, deren Name an den gefallenen Riesen erinnert.

Im Juli sperrten die beiden verbliebenen Geschäfte in Alaska endgültig zu. Nun folgt Ende März der letzte Blockbuster in Australien. Womit der Laden in Bend offiziell zum Sieger dieses eher traurigen Wettrennens geworden ist. Die gute Nachricht: Trotz aller widrigen Umstände gibt es dort keine Pläne für eine Schließung, berichtet die "New York Times".

Videothek als Tourismusmagnet

Tatsächlich verzeichnet das seit dem Jahr 2000 existierende Geschäft sogar Wachstum. Rund 4.000 Kundenkonten verwaltet man dort und täglich kommen einige neue hinzu. Der Seltenheitswert hilft mittlerweile dabei, so manche Besucher fahren weite Strecken, nur um den letzten Blockbuster zu besichtigen. Den Hype weiß man zu nutzen. So schmiss man etwa eine Party, bei der ein von einer lokalen Brauerei erzeugtes Bier namens "The Last Blockbuster" ausgeschenkt wurde.

Auch die örtlichen Gegebenheiten spielen den Betreibern in die Hände. Bend ist zentral im Bundesstaat gelegen und zählt 91.000 Einwohner. Rund um die Kernstadt liegen aber viele recht weit entfernte Ortsteile und kleine Nachbargemeinden. Die Versorgung mit Breitbandinternet in diesem ruralen Gebiet ist nicht besonders gut. Viele kommen bei ihrem wöchentlichen Trip ins Zentrum auch bei der Videothek vorbei, die recht erschwingliche Angebote für eine einwöchige Leihe legt.

Während man kurzfristig vom Kultstatus profitieren wird, ist die langfristige Zukunft freilich auch für diese Videothek ungewiss. Spätestens, wenn auch das Umland von Bend mit leistbarem Highspeed-Internet erschlossen wird, droht ihr wohl ein ähnliches Schicksal.

Ein Lokalaugenschein von "The Verge" beim Blockbuster in Bend.
The Verge

Nur noch wenige Videotheken in Österreich

Das Sterben dieser Branche hat auch vor Österreich nicht halt gemacht. Von tausenden Anbietern österreichweit sind weniger als 200 übrig. Alleine 1.000 Anbieter gab es einst in Wien, Anfang 2018 waren nur noch zehn übrig. Mittlerweile, so legt eine Suche auf Google Maps nahe, dürfte die Anzahl der Läden einstellig sein. (gpi, 12.03.2019)