Salzburg – Servus TV, der Fernsehsender von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, nimmt einen weiteren Anlauf nach Deutschland. Auftakt: die am Wochenende beginnende Königsklasse auf zwei Rädern. Mateschitz hat die Rechte am Moto GP auch für Deutschland gekauft. Im Frühjahr sollen weitere Programmelemente für Deutschland kommen – Wetter und eigenen Servus-TV-Nachrichten etwa.

In einem Interview mit dem Branchenmagazin "Der österreichische Journalist" kündigt Senderchef Ferdinand Wegscheider eigene Nachrichtensendungen für Deutschland "in nächster Zeit an". Nach STANDARD-Infos könnten sie im April starten – Stand: Anfang März und, wie beim Red-Bull-Fernsehen üblich, abhängig vom letzten Segen des obersten Senderchefs Mateschitz. Bei Servus TV wollte man auf STANDARD-Anfrage vorerst keine Angaben über Deutschland-Programme machen.

Die Servus-TV-Nachrichten haben ihre Reichweiten in Österreich merklich gesteigert, seit der einstige Sendergründer Wegscheider wieder Chefredakteur und 2016 einer der Geschäftsführer des Senders ist. Im Jahresschnitt 2018 sahen die 19.20-Uhr-Ausgaben laut Teletest fast 100.000 Menschen, die "Zeit im Bild" des ORF um 19.30 Uhr knapp mehr als eine Million. Im "Journalist" spricht Wegscheider von zuletzt im Schnitt 120.000 Zuschauern.

"Nur weil sie nicht eine Mainstreammeinung nachplappern"

"Vice" etwa nannte Wegscheiders Servus TV schon den "Heimatsender der Rechtspopulisten", der "Falter" beschrieb den Servus-Manager als "Wutjournalisten". Wegscheider im jüngsten "Journalist": "Wenn man sich die Diskussion in den letzten Jahren – auch auf Facebook – anschaut, sieht man, dass zigtausende Menschen als Nazis apostrophiert werden, nur weil sie nicht eine Mainstreammeinung nachplappern. Dann sind wir offensichtlich ein Land der Hetzer und der Nazis, aber dass das ein Schwachsinn ist, ist offensichtlich und richtet sich selbst."

Wegscheiders Medienbeobachtung in seinem, wie er betont, satirischen Wochenkommentar auf Servus TV: "Jeder, der vom linken Gutmenschenmainstream abweicht, ist ein Nazi."
Foto: APA / Roland Schlager

Er sei in seiner Karriere schon "den verschiedensten Lagern zugerechnet worden", erklärt Wegscheider. Er lasse sich nicht davon abhalten, "gewisse Dinge zu sagen, damit nicht jemand behaupten kann, ich wäre ein FPÖler oder ein Nazi oder was auch immer. Ich sage in meinen Kommentaren, was ich mir denke, und das ist hoffentlich in einer Demokratie erlaubt."

Gruppenorgasmen und Gutmenschen

In seiner TV-Kolumne "Der Wegscheider" auf Servus TV wettert Wegscheider über "Mainstream-Medien", veräppelt "Grüninnen" und sagt ORF-Journalisten einen "Gruppenorgasmus auf dem SPÖ-Parteitag" nach. Im "Journalist" verweist er auf seine Kritik am "ungustiösen" FPÖ-Video über Ali (der sich wegen des von der Regierung nun vorgeschriebenen Fotos auf der E-Card nicht mehr als sein Cousin ausgeben könne). Wegscheider zu seinen Wochenkommentaren: "Immer mehr Zuschauer merken, das ist Satire."

In einer Folge des "Wegscheider" bezeichnet der Senderchef das "Journalist"-Interview übrigens als "verhaltensauffällig", das (Salzburger) Branchenmagazin schreibe "der linken Wiener Journalistenblase nach dem Mund". Die Folge ist (wie das "Journalist"-Interview) mit der ersten Frage an Wegscheider betitelt: "Sind Sie ein Nazi?" Das "Journalist"-Interview bestätige seine schon mehrfach geäußerte Medienbeobachtung, dass "jeder, der vom linken Gutmenschenmainstream abweicht, ein Nazi ist", kommentiert Wegscheider.

Zweiter Schritt Deutschland

Servus TV will sich laut Wegscheider nun nach dem österreichischen "in einem zweiten Schritt an den zehnmal größeren deutschen Markt wenden". Es ist jedenfalls nicht der erste Schritt des Senders Richtung Deutschland – den bisherigen allerdings folgten auch Rückschritte.

Es ist also nicht die erste Deutschland-Offensive von Servus TV. Dietrich Mateschitz hat Servus TV 2009 schon als Fernsehprogramm für die Alpen-Donau-Region gestartet. Die Idee eines grenzüberschreitenden Privatsenders für Teile Deutschlands, Südtirol, Schweiz und Österreich passte nur leider nicht recht in die traditionell eher nationale Werbeplanung und Werbebuchung.

Kurzlebige Morgenshow

Ab Anfang 2010 gab es Servus TV auch in deutschen Kabelnetzen, ab Herbst auch eigene Satellitenkanäle für ein Servus TV Deutschland. 2013 startete Servus TV eine Morgenshow für Österreich und Deutschland, präsentiert etwa von Thomas Ohrner, wohl vornehmlich mit Blick auf den deutschen Markt.

Erfolg und Aufwand ließen sich offenbar nicht in ein vertretbares Verhältnis bringen: Anfang 2015 war in der Deutschland-Variante von Servus TV schon wieder Schluss mit Morgenshow und also auch mit Ohrner als Präsentator. In Österreich hielt das Frühstücksfernsehen bis Mitte 2017 durch und verschwand dann auf Nimmerwiedersehen in der Sommerpause.

Nun rollt mit Marc Marquez und Co die nächste Deutschland-Offensive des Salzburger Senders an.

Der fünffache Weltmeister Marc Marquez bei letzten Tests vor der Saison 2019 in Sepang: Am Wochenende beginnt in Katar das neue Rennen um den Titel. Und mit dem Moto GP eine neue Deutschland-Offensive von Servus TV.
Foto: APA/AFP/MOHD RASFAN

(fid, 7.3.2019)