Die Treue deutscher Gäste zu ihren präferierten Urlaubsdestination ist ungebrochen und lautet in vielen Fällen: Österreich. Das war in den 1970er-Jahren nach der ersten größeren Welle an "Sommerfrischlern" so und ist heute nicht anders. Was sich im Laufe der Jahre allerdings verschoben hat, ist die Altersstruktur jener Gäste aus Deutschland, die ihren Erst-, Zweit- oder Dritturlaub vorzugsweise in Österreich verbringen – sie sind alt und älter.

Im Vergleich zu anderen präferierten Reisezielen der Deutschen sei der Anteil jener, die das 60. Lebensjahr bereits überschritten haben, um einiges höher als beispielsweise in Spanien oder Italien. "Das ist eine der Herausforderungen, vor denen der österreichische Tourismus steht. Nämlich zuzusehen, dass auch unten etwas nachkommt", sagt Martin Lohmann. Der Tourismusforscher stammt selbst aus Deutschland und ist einer der Hauptverantwortlichen für die deutsche Reiseanalyse – die profundeste Datensammlung, was das Urlaubsverhalten der deutschen Bevölkerung über 14 Jahre betrifft.

Auffrischung und Verjüngung

Mit 14,1 Millionen Ankünften (31,4 Prozent) lagen deutsche Gäste im Vorjahr in einem Ranking der wichtigsten Urlaubernationen in Österreich knapp vor inländischen Gästen (14,03 Millionen Ankünfte, 31,3 Prozent) an erster Stelle. Bei den Nächtigungen war der Vorsprung mit 37,6 gegenüber 26,3 Prozent noch ausgeprägter. Auf den Plätzen folgten Niederländer, Schweizer und Italiener. Lohmann findet es gut, dass heimische Touristiker versuchen, verstärkt Familien mit Kindern anzusprechen, um eine Auffrischung und Verjüngung in der Altersstruktur zu erreichen.

Die altersmäßige Schieflage zeigt auch eine Untersuchung der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. Demnach ist unter den deutschen Österreich-Urlaubern allein von 2017 auf 2018 der Anteil der 14- bis 34-Jährigen von 29 auf 21 Prozent zurückgegangen, während der Anteil der über 55-Jährigen von 45 auf 49 Prozent gestiegen ist.

Immer mehr Urlaubsreisen

Die Reiselust der Deutschen ist jedenfalls unverändert hoch. So ist die Zahl der Urlaubsreisen mit mehr als fünf Tagen im Vorjahr um 500.000 auf 70,1 Millionen gestiegen, geht aus der im Rahmen der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin präsentierten neuesten Reiseanalyse hervor. Zugenommen hat auch die Reiseintensität; der Anteil in der Bevölkerung, der im Untersuchungszeitraum zumindest eine Reise unternommen hat, ist von 77,2 (2017) auf 78 Prozent gestiegen. dazu kommen noch 35,4 Millionen Kurzurlaubsreisende im Alter zwischen 14 und 75 Jahren, die ein oder mehrere Kurzurlaube gemacht haben – in Summe 88 Millionen Kurzreisen (bis zu drei Tage).

Österreich top bei Kurzurlauben

Bei längeren Reisen liegt Österreich wie gehabt an fünfter Stelle der beliebtesten Reiseziele. Nur Deutschland, Spanien, Italien und die Türkei (in absteigender Form) waren bei deutschen Urlaubern im Vorjahr noch gefragter. Bei den Kurzurlauben teilt sich Österreich die Topposition als beliebtestes Reiseziel der Deutschen im Ausland mit den Niederlanden.(Günther Strobl aus Berlin, 8.3.2019)