"Ich bin nicht nur eine ESC-Tante". Pænda ist sich sicher, dass der Eurovision Song Contest ihrer Karriere nicht schaden wird.

Foto: Andreas Müller

Heute, Freitag, wird der Song vorgestellt, mit dem Gabriela Horn alias Pænda Österreich Mitte Mai beim 64. Eurovision Song Contest (ESC) in Tel Aviv vertritt. Das Lied ist eine elektronisch produzierte Ballade und heißt Limits.

STANDARD: Wann haben Sie den Song Contest zum ersten Mal wahrgenommen?

Pænda: Puh. Als Kind, ich weiß nicht, wie alt ich war. Zwei Typen haben mit Fly on the Wings of Love gewonnen.

STANDARD: Das waren die Olsen Brothers. Heute wird ihr Song Limits vorgestellt. Haben Sie den für den ESC geschrieben?

Pænda: Nein, Limits ist ein Lied von meinem Album, das im April erscheint.

STANDARD: Wie ist der Song entstanden?

Pænda: Als ich ihn geschrieben habe, war ich gerade sehr emotional, ich wollte gewisse Dinge verarbeiten, aber ich habe während der Produktion aufhören müssen, weil ich so emotionalisiert war.

Paenda Music

STANDARD: Ein Beziehungsdrama?

Pænda: Das wären andere Songs. Es geht um Erfahrungen mit Menschen. Was ich so mitbekomme, trifft er bei vielen Hörern einen Nerv und berührt sie.

STANDARD: Klingt tiefgründig. Widerspricht das nicht dem eher oberflächlichen ESC?

Pænda: Ich bin froh, dass ich mit genau dem Song hinfahren kann. Es ist ein Statement, sich das zu trauen. Ob es bei den Menschen ankommt, weiß man vorher natürlich nicht. Das wird sich zeigen.

STANDARD: Warum wollten Sie zum ESC?

Pænda: Ich finde, es ist eine super Veranstaltung. Das Schöne ist, dass der Wettbewerbsgedanke nach hinten rückt, und es ist natürlich eine riesige Plattform.

STANDARD: Wie robust muss man als Teilnehmerin des Song Contests sein?

Pænda: Man muss als Künstlerin prinzipiell robust sein, egal worum es geht. Das Wichtigste ist trotz des Rummels, dass man bei sich bleibt. Ich versuche immer im Fokus zu behalten, was ich will, und nicht zu vergessen, warum ich Musik mache und warum ich die Absicht hatte, zum Song Contest zu fahren.

STANDARD: Welche Absicht war das?

Pænda: Ich bin ja nicht nur Sängerin, ich bin Songwriterin und produziere all meine Musik selbst. Das ist total unterrepräsentiert. Ich will dort zeigen, dass Frauen das auch alles können: Das ist meine Intention.

STANDARD: Der Song Contest ist Chance und Gefahr zugleich. Wie schätzen Sie ihn für sich ein?

Pænda: Ich mach mein ganzes Leben lang schon Musik, habe studiert und hart an mir gearbeitet. Da überlegt man natürlich, was ist, wenn das komplett schiefgeht. Andererseits überlege ich das bei jedem Schritt, bei jedem Song, den ich veröffentliche. Aber ich muss das einfach machen, weil ich sonst ein unglücklicher Mensch wäre. Wenn ich zurückkomme und nicht gewonnen habe, vielleicht nicht einmal ins Finale gekommen bin, werde ich trotzdem nicht aufhören, Musik zu machen. Ich tu es, weil es mich als Mensch glücklich macht.

Im Video-Interview spricht Pænda darüber, wofür sie steht, was Musiker ausmacht und wie sie den Eurovision Song Contest heute einschätzt.
DER STANDARD

STANDARD: Haben Sie Fantasien, was wäre, wenn Sie – um es mit Andi Knoll zu sagen – den Schas tatsächlich gewinnen?

Pænda: Nein. Meine Pläne gehen über den Song Contest hinaus. Dass ich jetzt innerhalb eines Jahres zwei Alben veröffentliche, ist genauso wichtig. Ich denke eher an die Tour, die nach dem Song Contest stattfinden wird. Den Rest kann ich mir, ehrlich gesagt, gar nicht vorstellen. Ja, ich konnte mir bis vor kurzem auch nicht einmal vorstellen, dass ich am Song Contest überhaupt teilnehmen würde. Meine Planung ist längerfristig. Ob ich dazwischen den ESC gewinne oder nicht, liegt auf einem Weg, der darüber hinausläuft.

STANDARD: Haben Sie Angst davor, die Song-Contest-Tante 2019 gewesen zu sein?

Pænda: Ich fürchte mich nicht, ich bin mir dessen bewusst, dass es so sein könnte. Ich freue mich aber, dass wir vorher das Album rausbringen werden. Das signalisiert ja bereits, dass ich nicht nur eine ESC-Tante bin.

STANDARD: Welche Erfahrungen haben Sie als Frau im Popgeschäft bisher gemacht?

Pænda: Man lebt ja in einer Bubble, und in der sind Menschen, die ähnliche Werte und Vorstellungen von Respekt haben. Die sind so weit wie man selbst. Aber seit ich vor drei Jahren mit Pænda angefangen habe, bin ich mit so vielen argen sexistischen Kommentaren konfrontiert worden, dass ich echt oft denke, ich bin im falschen Film. Ich finde den internationalen Frauentag super, aber das Bewusstsein dafür sollte sich nicht auf einen Tag im Jahr beschränken. (Karl Fluch, 8.3.2019)