Ralph Brinkhaus findet, Annegret Kramp-Karrenbauer sollte Kanzlerin werden – erst einmal ...

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Wird sie es machen oder nicht? Wird Annegret Kramp-Karrenbauer eines Tages Angela Merkel auch als deutsche Kanzlerin nachfolgen? Das ist die Frage, die die CDU bewegt, seit "AKK" die neue Parteichefin ist. Ralph Brinkhaus (CDU), Fraktionschef im Bundestag, hat jetzt ein wenig Klarheit in die Diskussion gebracht und erklärt: "Spätestens auf dem Parteitag im Herbst 2020 werden wir festlegen, wer unser Kanzlerkandidat oder unsere Kanzlerkandidatin wird. So wie es heute aussieht, wird das dann als Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sein."

Doch Brinkhaus denkt auch über das Jahr 2020 hinaus. Im Gespräch mit der evangelischen Nachrichtenagentur Idea sagte er, dass er sich 2030 durchaus einen Muslim als Kanzlerkandidat der Christlich Demokratischen Union vorstellen könne. "Warum nicht, wenn er ein guter Politiker ist und er unsere Werte und politischen Ansichten vertritt."

In der CDU sorgt diese Aussage allerdings für einige Aufregung. "Beim besten Willen, ich kann nicht glauben, dass Ralph Brinkhaus das gesagt hat. Nein, das glaube ich nicht" – so reagierte der CDU-Chef von Mecklenburg-Vorpommern, Vincent Kokert.

Elisabeth Motschmann, Mitglied im Bundesvorstand, warnt: "Wir verunsichern unsere Stammwähler mit dieser Diskussion. Angela Merkel und 'AKK' sind erfolgreiche Spitzenfrauen der CDU. Wozu die Debatte über einen muslimischen Mann als Kanzler?"

AfD sieht "Skurrilität"

Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries, der Berichterstatter für Kirchen, Religionsgemeinschaften, jüdisches Leben und die Islamkonferenz der Unionsfraktion, meint: "Ich halte von dieser Art der Diskussion herzlich wenig. Wer für die Union als Kanzler antritt, muss nicht christlich sein, aber christdemokratische Werte vertreten und sich Deutschland zugehörig fühlen."

Und der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland spottet: "Das Zukunftsangebot der Unionsparteien an die Wähler ist an Skurrilität kaum noch zu überbieten."

Brinkhaus ist im September 2018 überraschend zum Unionsfraktionschef gewählt worden. Eigentlich hätte Merkels Vertrauter Volker Kauder nach 13 Jahren gern noch weitermachen wollen, doch Brinkhaus forderte ihn heraus und gewann die Wahl. Sein Sieg wurde damals als Aufbegehren gegen das vertraute Duo Merkel/Kauder gewertet.

Nach seiner Wahl hatte sich Brinkhaus dann in einem Interview in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung dafür ausgesprochen, die CDU für Andersgläubige zu öffnen: "Wer unsere Werte teilt, ist eingeladen, in der CDU mitzumachen. Man muss kein Christ sein. Auch Menschen anderen Glaubens oder Atheisten sind herzlich willkommen. Dies müssen wir stärker nach außen zeigen."

Zustimmung aus der SPD

Applaus bekommt Brinkhaus für seine Gedankenspiele über einen muslimischen CDU-Kanzlerkandidaten aus der SPD. "Brauchen mehr Mut, solche Dinge auszusprechen. Keine Angst vor den Hatern. Danke dafür", twitterte die SPD-Politikerin und Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli.

Der SPD Bundestagsabgeordnete Helge Lindh meint, ein Muslim als Kanzler sollte im Jahr 2019 eine Selbstverständlichkeit sein. "Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster: Ich könnte mir eine Muslima als Kanzlerin vorstellen & zwar vor 2030!", erklärte er via Twitter.

Vereinzelt gibt es für Brinkhaus auch in der eigenen Partei Rückendeckung. Der Fraktionschef habe "lediglich klargestellt, dass bei uns in der CDU niemand aufgrund seines Glaubens benachteiligt wird, solange er unsere Werte und politischen Ansichten vertritt", sagt Serap Güler (CDU), Integrationsstaatssekretärin in Nordrhein-Westfalen.

Die Debatte erinnert an jene, die die CDU um die Jahrtausendwende umtrieb. Damals meinten viele, in der katholisch geprägten CDU könne niemals eine geschiedene Protestantin aus Ostdeutschland Vorsitzende werden. Angela Merkel hat es dennoch geschafft und das Amt dann 18 Jahre lang innegehabt. (Birgit Baumann aus Berlin, 7.3.2019)