Ruth Bader Ginsburg, Höchstrichterin und Ikone für Amerikas Frauen.

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Es gibt nichtgläubige Amerikaner, die regelmäßig für Ruth Bader Ginsburgs Gesundheit beten. Denn die 85-jährige Höchstrichterin ist die letzte Bastion gegen eine Totalübernahme des Supreme Court durch erzkonservative Juristen. Für liberale US-Bürger, und vor allem US-Bürgerinnen, ist es eine Schicksalsfrage, ob Ginsburg bis zum Ende von Donald Trumps Amtszeit durchhält, damit dieser keinen Nachfolger ernennen kann.

Verliert Trump 2020 die Wahl, dann könnte sich das tatsächlich ausgehen. Trotz mehrerer ausgeheilter Krebserkrankungen und zuletzt zwei bösartiger Knoten an der Lunge, die nach einem Rippenbruch entdeckt worden sind, ist Ginsburg für ihr Alter erstaunlich fit.

Das ist auch ein Thema der Filmbio "RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit", die vor einem Jahr beim Sundance Festival vorgestellt wurde. Im Trailer dazu macht sie Liegestütze im Fitnessstudio. Die Doku selbst zeigt, wie aus einem New Yorker Mädchen mit österreichisch-jüdischen Wurzeln eine Kämpferin für Frauenrechte wurde, die entscheidend zur Gleichstellung amerikanischer Frauen beigetragen hat. Geholfen hat dabei ihr Mann Martin, den sie mit 21 Jahren heiratete. Er sei der Einzige gewesen, der ihren Verstand geschätzt habe, erzählte sie später.

Gegen die Benachteiligung

Ginsburg hatte schon eine einjährige Tochter, als sie ihr Jusstudium in Harvard antrat. Da ihr Mann einen Job in New York annahm, wechselte sie an die Columbia University. Sie schloss als Klassenbeste ab, bekam aber keine Anstellung als Anwältin. Frauen waren in den Kanzleien damals meist unerwünscht.

Als unterbezahlte Rechtsprofessorin begann ihre Auseinandersetzung mit den vielen Geschlechterdiskriminierungen im US-Recht. Ein Fall betraf die steuerliche Benachteiligung von Männern, die Angehörige pflegen. Sie ging damit bis zum Supreme Court, wo sie recht bekam – ein Erfolg, den man im Film "Die Berufung" verfolgen kann, der heute, Freitag, in Österreichs Kinos anläuft.

Ihm folgten viele weitere juristische Siege, 1980 die Ernennung zur Bundesrichterin und 1993 die Berufung an den Supreme Court. Dort galt sie zuerst als moderate Stimme. Doch mit dem fortschreitenden Rechtsruck und ihrem steigenden Alter wurde sie zur gefeierten Ikone der Linken, deren Erkenntnisse sogar vertont wurden. Für Republikaner ist sie ein Feindbild, geschmäht als "notorious RBG". Auf T-Shirts mit diesem Schriftzug und ihrem Abbild mit extravaganter Halskrause ist sie besonders stolz. (Eric Frey, 8.3.2019)