Die Salzburger Galeristin Dietgard Grimmer wohnt mit hunderten Kunstwerken. Niemals würde sie auf die Idee kommen, für ein neues Bild ein altes von der Wand zu nehmen. Jetzt, fürchtet sie, ist das Limit erreicht.

"Manchmal fragen mich Freundinnen und Freunde, wie viele Kunstwerke hier in der Wohnung zu finden sind. Ich habe offen gestanden keine Ahnung! Es gibt zwar eine Liste, in der alle Arbeiten inventarisiert sind, aber die Zahl ändert sich ständig und fliegt aus meinem Kopf so schnell hinaus, wie sie hineingeflogen ist. Ich kann nur sagen, denn das habe ich gestern nachgezählt: Allein schon am WC haben wir insgesamt 40 Bilder. Darüber hinaus gibt es hier viele, viele Gemälde, Collagen, Fotografien, Skulpturen, Keramiken und so weiter. Außerdem haben mein Mann und ich ein ziemlich großes Faible für Stühle.

"Mittlerweile ist die Wohnung so voll, dass wir begonnen haben, unsere Möbel den Kunstwerken anzupassen." Dietgard Grimmer mit ihren Hunden Kali und Mera im Wohnzimmer.
Foto: Herman Seidl

Ja, es ist schon voll, aber ich empfinde das in keinster Weise als störend. Mich nährt und erfüllt diese Fülle. Manche Leute hängen etwas ab, wenn was Neues dazukommt. Aber das kann ich nicht. Das bringe ich meist nicht übers Herz. Bei uns wird es immer mehr und mehr: Bilder, Plastiken, Figuren, Skulpturen und ein Haufen Tiere von einer Afrikareise. Mittlerweile ist die Wohnung so voll, dass wir vor einigen Jahren begonnen haben, unsere Möbel den Kunstwerken anzupassen und Regale zu entwerfen, die in der Lage sind, das letzte Eckerl zu nützen und mögliche Hänge- und Stellflächen zu vervielfachen. Aber jetzt, fürchte ich, ist das Limit erreicht. Jetzt geht nichts mehr.

Ich habe kein Lieblingskunstwerk, denn die Liebe zu den Arbeiten ändert sich mit den Jahren, auch mit den Tagesverfassungen. Mal verspüre ich eine Nähe zu dem einen Objekt, mal zu dem anderen. Eine Arbeit, von der ich mich niemals trennen werde, ist die orange Prunkvase von Gerold Tusch, die wir oben auf dem alten Kachelofen platziert haben. Der Ort für dieses Objekt ist perfekt. So, wie auch manche Möbel einfach passen. Wir haben eine alte Ikea-Couch, die mehr als 30 Jahre alt ist, und sie ist immer noch in gutem Zustand. Es gibt keinen Grund, sie auszutauschen.

Die Wohnung hat rund 95 m² und liegt ganz in der Nähe der Altstadt. In das Traklhaus gehe ich zu Fuß oder nehme das Rad. Einmal über die Salzach, schon bin ich da. Wenn's passt, nehme ich die beiden Hunde Kali und Mera mit. Kalimera sind verstoßene Geschwister, die wir vor drei Jahren in Griechenland aufgelesen haben. Die Wohnung jedenfalls war ein großer Glücksgriff. Gute und leistbare Wohnungen waren in Salzburg immer schon rar gesät.

Ich habe einen Job, der mir viel Zeit abverlangt. Die meiste Zeit bin ich in der Galerie. Oder auf Reisen, um mit Künstlern und Künstlerinnen in Kontakt zu kommen und Ausstellungen, Kunst und Architektur anzuschauen. Außerdem verbringen wir gerne Zeit in Wien und Paris. Das heißt: Die Wohnung muss passen, sie muss gemütlich sein und Genuss und Wohlbefinden spenden. Dazu gehört, dass wir gern Freunde zum Abendessen einladen. Der Esstisch hat schon für manches Missgeschick gesorgt. Das ist ein Holztisch mit metallenen Platten zum Herausnehmen. Unzählige Male wurden Bier und Wein in den Rillen und Ritzen verschüttet. Da hat man dann länger was vom Besuch.

Was ich bedauere, ist die Tatsache, dass ich die Wohnung mehr bei Dunkelheit kenne. Den helllichten Tag bekomme ich nur selten mit. In einigen Jahren muss ich in Pension gehen, dann hoffe ich, mehr Zeit zum Wohnen zu haben.

Ach, bevor ich's vergesse: Derzeit ist mein Lieblingsmöbel ein besonderer Hocker, den David Moises aus unseren alten Skiern gemacht hat. Er ist selten ein Sitzmöbel, eher eine Ablage für Zeitungen und alles Mögliche und wird von uns auch als Beistelltisch verwendet. Außerdem ist er ideal zum Wäsche- und Unterhosentrocknen." (11.3.2019)