Beim Wissen über Geld sollten keine Berührungsängste bestehen.

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Finanzbildung ist derzeit in aller Munde. Auch die Politik hat sich dieses Thema nicht nur auf die Fahnen geheftet – es ist sogar Teil des Regierungsprogramms. Den Ankündigungen sind bisher jedoch keine Taten gefolgt. Im Gegenteil: Selbst Vorschläge zur Förderung von bestehenden Systemen prallen in den Ministerien ab.

Ein leidgeprüfter Wegbereiter im Bereich Finanzbildung ist Gerhard Weibold. Er hat vor etlichen Jahren den "Finanzführerschein" ins Leben gerufen. Dieses Lerntool umfasst 48 Themengebiete – diese reichen von Haushalt und Finanzplan über Inflation und Kaufkraft bis hin zu Börse und Kursen. Wer sich auf finanzbildung.at registriert, kann 24 dieser 48 Themen interaktiv erkunden. Für den Zugang zu 36 bzw. den vollen 48 Themen ist jedoch ein Upgrade erforderlich. Die Kosten für die Updates beginnen bei drei Euro.

Keine Reaktion

Weibold hat dem Bildungsministerium kürzlich ein Angebot unterbreitet, wonach alle Schüler in Österreich einen Gratiszugang zu allen Lerntools bekommen sollen. "Es ging dabei um einen Betrag, der nicht einmal sechsstellig war", erklärt Weibold. Die Reaktion: null. "An Sonntagsrednern und Schulterklopfern mangelt es nicht", fasst Weibold seine langjährige Erfahrung in diesem Bereich zusammen. Seine Initiative werde oft als wichtig und interessant eingestuft. Wenn es aber darum gehe, die Plattform zu unterstützen, höre das Interesse auch gleich wieder auf. Bei Organisationen für Verbraucher mangelt ein Engagement oft am Geld, andere Institutionen wollen sich dem Thema "Financial Literacy" lieber mit eigenen Projekten widmen.

Dennoch gibt es aktuell einige Kooperationen, die gut funktionieren und die Fachthemen damit einem breiteren Publikum zur Verfügung stellen. Seit gut einem Jahr arbeitet Weibold mit dem Arbeitsmarktservice zusammen, seit rund einem halben Jahr mit der Onlinebank Dadat und dem BFI Wien. Seit einem Quartal ist die Raiffeisenbank Wangen (Baden-Württemberg) an Bord. All diese Institutionen bieten ihren Kunden über deren Webseite die Lerntools an.

Nicht aufgeben

Ans Aufgeben denkt Weibold trotz aller Hürden nicht. Im Gegenteil: Aktuell arbeitet der Professor, der unter anderem an der Wirtschaftsuniversität Wien gelehrt hat, an neuen Veranstaltungsformaten, die den Einstieg sowohl organisatorisch als auch fachlich erleichtern sollen. Das neue Format soll sich am Konzept für Public-Learning-Events anlehnen. Die Teilnehmer – das können pro Termin auch mehrere hundert sein – werden in zeitlich kompakten Veranstaltungen in die Thematik eingeführt. "Wir haben schon vor längerer Zeit einen Test mit mehr als 500 Personen durchgeführt und festgestellt, dass diese Events funktionieren", sagt Weibold. Gezeigt werden soll, wie das Bildungstool genutzt werden kann – von der Registrierung über das Training bis hin zur Erfolgsbestätigung. Ausgewählte Themen sollen bei diesen Events von Trainern erklärt werden.

Multiplikator

Lädt man zu diesen Events Bildungsinteressierte und Multiplikatoren ein, "dann lässt sich eine große Gruppe erreichen", sagt Weibold. Kämen zu so einem Event 500 Lehrer, die das Instrumentarium von finanzbildung.at in jeweils vier Klassen zu je 25 Schülern durchführen, "können auf einen Schlag 50.000 Jugendliche erreicht werden", rechnet Weibold vor.

Zumindest ein Basiswissen über Finanzen, Geld und Anlage herzustellen und zu verbreitern ist Weibold ein großes Anliegen. Nur so könnten Konsumenten mit Verkäufern und Beratern Gespräche auf Augenhöhe führen. Von ein wenig Wissen über die wichtigsten Geld- und Finanzthemen würden Konsumenten auch insofern profitieren, als sie fachlich fundiertere Entscheidungen treffen können.

"Mir haben meine akademischen und unternehmerischen Engagements immer viel Freude bereitet", sagt Weibold – mittlerweile in Pension. Die Finanzbildung ist bei ihm "mit Herzblut behaftet". (Bettina Pfluger, 7.3.2019)