Foto: APA / Hans Klaus Techt

Einige Medien haben in diesen Tagen versucht, dem Phänomen Strache auf den Grund zu gehen, ohne dass sie dabei allzu tief tauchen mussten. Es war dann aber doch ganz interessant, was im Kopf des Vizekanzlers der Republik so vorgeht und was davon etwa "News" ans Tageslicht holen konnte. So Straches Verdacht: Es gibt politische Mitbewerber, die die Arbeit am liebsten abschaffen und 365 Feiertage im Jahr haben würden. Zu dieser Erkenntnis im Zusammenhang mit dem Karfreitagsproblem brachte ihn die diabolische Verbindung von Europäischem Gerichtshof und roter Arbeiterkammer. Diese hat unverständlicherweise erfolgreich gegen eine Regelung geklagt, die bisher niemanden gestört hat, jener hat unsere gute und bewährte Karfreitagslösung leider durch ein Urteil gekippt.

Im Interesse der Arbeitnehmer

Nun ist die rote Arbeiterkammer seit langem dafür bekannt, dass sie nichts lieber als 365 Feiertage im Jahr für alle will, auch wenn das ihre von vielen herbeigesehnte Auflösung bedeuten würde, gäbe es dann doch nichts mehr, was sie im Interesse der Arbeitnehmer noch tun müsste. Und sie nimmt dabei nicht einmal auf die Seelenruhe des Vizekanzlers Rücksicht: Damit wurde für echten Unfrieden in unserer Gesellschaft gesorgt, der nicht nur im Gegensatz zur himmlischen Harmonie in der Koalition steht, sondern dessen Leugnung auch eine der Hauptbeschäftigungen dieser Regierung ist.

Optimismus konnte Strache hingegen zum Thema FPÖ-Historikerkommission verbreiten. Die Arbeit ist schon ziemlich weit fortgeschritten. Ich bin guter Dinge, dass wir nach der EU-Wahl fertig sind und den Bericht präsentieren können. Weniger guter Dinge ist Strache leider, wenn es um eine Verharmlosung des Nationalsozialismus durch Antifaschisten geht. Es ist ja unglaublich, was da alles hanebüchen in den Raum gestellt wird. Da würde ich mir fast wünschen, dass Leute, die in einer unverantwortlichen Art mit dem Begriff "Nazi" umgehen, auch einmal gerichtlich belangt werden. Also das müsste sich doch machen lassen. Aber wäre es nicht besser, solche Leute gleich in Kickls Präventivhaft zu nehmen? Nach sechs Monaten kommen sie geläutert als anständige Freiheitliche wieder aus der Zelle und können sich vor jedem Haftrichter sehen lassen. So kann es jedenfalls nicht bleiben, wie Strache feststellen muss: Bei manchen Kommunisten ist alles, was nicht kommunistisch ist, ein Nazi. Da hört sich wirklich alles auf.

Viele Kommunisten im Land

Bei den vielen Kommunisten, die es in diesem Land gibt, ist die Gefahr, dass sich wirklich alles aufhört, leider nicht allzu groß. Aber der FPÖ-Chef weiß: Wer ein Nazi ist – und dafür haben wir einen Verbotsparagrafen -, wird in unserer Gesellschaft verurteilt. Und wer nicht verurteilt ist, darf nicht als Nazi bezeichnet werden. Der Gedanke, dass einem Urteil ein Delikt vorausgehen muss, dürfte Strache-Freund Kickl befremden.

Andreas Koller beschritt einen anderen Weg der Bewältigung des Phänomens. Er forderte: Den Ifflandring für Strache! Allerdings unter lebhaftem Zweifel, ob dessen schauspielerisches Talent einer solchen Ehre gerecht würde: Diese Rollenvielfalt würde selbst die Fähigkeiten eines Ifflandring-Trägers weit überfordern. Es geht dabei um Straches Dreifachrolle als getreuer Kurz-Vize, als dosiert aufmüpfiger Koalitionspartner und als urblauer Bierzeltkrakeeler. Bei seinem Hang zur Schmiere hätte er sich den Iffland-Ring des Nibelungen redlich erarbeitet und so sicher in der Tasche, wie die Historikerkommission der FPÖ noch heuer liefert.

Französisches Ständchen für die Braut Karin Kneissl

Die gute Nachricht war der "Presse" zu entnehmen, die meldete, dass ein gewisser Walter Gehr – im August noch sang er bei der Hochzeit von Karin Kneissl ein französisches Ständchen für die Braut - als außenpolitischer Berater zu FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache wechselt. Dass der Sport- und Beamtenminister Österreichs länger als ein Jahr ohne einen außenpolitischen Berater auskommen und amtieren musste, ohne dass ihm ein französisches Ständchen aus Beamtenkehle Erquickung spendete, hat ihn vermutlich in den Papamonat getrieben.

Im Vergleich zu Kurz sind die freiheitlichen Regierungsmitglieder, angefangen bei Heinz-Christian Strache, international wenig präsent, musste Andreas Mölzer in "Zur Zeit" registrieren. Aber mit seinem außenpolitischen Berater wird alles gut. Wenn der neben dem französischen auch ein ungarisches Ständchen beherrscht, macht er Strache zu einem zweiten Metternich. (Günter Traxler, 9.3.2019)