Mädchen aus besseren Kreisen lauten gerne auf anmutige Namen wie "Marie-Theres" oder "Maria Annunziata" oder auch "Maria Pia". Seltener dürften Mädchen sein, die als zweiten Vornamen den unseres Kontinents tragen: "Europa".

Doch hat nun die Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger mit dem Antritt von Karenz und Politikpause verkündet, sie werde dem erwarteten Mädchen den zweiten Vornamen "Europa" geben. Weil die andere Tochter gerade die Sage von Europa in der Schule gehabt hat und überhaupt.

Europa war streng genommen keine Europäerin, sondern die Tochter eines phönizischen Königs. Göttervater Zeus, der ein ziemlich enthemmtes Sexualleben hatte, näherte sich ihr am Strand in Gestalt eines weißen Stiers (zur Tarnung hatte der Götter-Strizzi Hermes eine ganze Rinderherde herangetrieben). Vom phönizischen Strand schwamm der Stier dann mit der liebreizenden Europa auf dem Rücken bis Kreta. Dort verwandelte er sich zurück in die Originalgöttergestalt, was in der Folge zur Zeugung von drei Kindern führte. Phönizien lag übrigens auf dem Gebiet des heutigen Libanon. Europa kam über die Mittelmeerroute, die damals jemand zu schließen vergessen hatte. Wenn Zeus nicht der Göttervater gewesen wäre, hätte man ihm wohl als Schlepper den Prozess gemacht.

Der kleinen Europa und uns Europäern kann man nur eine glückliche Zukunft wünschen.(rau, 9.3.2019)